Donnerstag, 14. Dezember 2023

Kunst und Spielzeug

Ausschnitt aus Jan Steen, Nikolausfest (Quelle)

Dieses Kunstsurfen fand am Nikolaustag statt, dem Tag, an dem die Kinder bei uns am Morgen Süßigkeiten und kleine Geschenke im geputzten Schuh erwarten dürfen. Deshalb war unser erstes Bild:

- Jan Steen, Das Nikolausfest, 1665 - 1668  (Dieses Bild muss man verkleinern, um es ganz zu sehen!)

Der Gegensatz zwischen dem weinenden Jungen und dem glücklichen kleinen Mädchen im Mittelpunkt fällt natürlich sofort ins Auge. Johanna machte uns darauf aufmerksam, dass noch zu ihrer Zeit in den Niederlanden der Nikolaustag der eigentliche Feiertag für die Kinder war, weil sie an diesem Tag Geschenke bekamen und nicht wie bei uns an Weihnachten. Was hat nun das kleine Mädchen bekommen? Natürlich Spielzeug! 

Diesmal soll es um dieses Thema gehen, deshalb zuerst ein kleiner Exkurs: Ist Spielzeug Kunst? Kommt Spielzeug in der Kunst vor? Und wenn Spielzeug einfach nur Kindern zum Spielen gedient hat, kann es dann trotzdem zu Kunst werden? Nein, diese Fragen haben wir alle nicht beantwortet. Meiner Ansicht nach lassen sie sich auch nur beantworten, wenn man vorher ganz genau weiß, was Kunst ist. Und genau das weiß ich nun gerade nicht. Aber das Thema Spielzeug an einigen Beispielen durch die Jahrhunderte zu verfolgen, ist auf jeden Fall anregend, finde ich.

Sonntag, 19. November 2023

Frans Hals

Frans Hals, Porträt von Catharina Hooft und ihrer Amme (Quelle)
Bis zum 21. Januar 2024 läuft in der "National Gallery" in London eine Ausstellung über den niederländischen Maler Frans Hals. In acht Räumen sind ungefähr fünfzig Werke zu sehen. Unter ihnen befindet sich - zum ersten Mal als Leihgabe - sein berühmtestes Bild "Der lachende Kavalier" (1624), das in der Wallace Collection in London aufbewahrt wird. Für diese Ausstellung hat die National Gallery mit dem Rijksmuseum in Amsterdam und der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin zusammengearbeitet. Außerdem hat das Frans Hals Museum in Haarlem mitgewirkt.

Frans Hals (geb. zwischen 1580 und 1585 in Antwerpen - gest. 26. August 1666 in Haarlem) gilt als einer der bedeutendsten Porträtmaler. Er war Sohn eines Antwerpener Tuchhändlers und lernte sein Handwerk wahrscheinlich in Haarlem, wo er 1610 in die Malergilde aufgenommen wurde. Obwohl er schon zu Lebzeiten berühmt war, litt er sein Leben lang an Geldmangel. Von seinen zehn Kindern wurden fünf Söhne ebenfalls Maler.

Wir haben als erstes das Porträt 

- Der lachende Kavalier, 1624 (Achtung: Auf dieser Seite muss man herunterscrollen, nach dem Headerbild kommt ein interessantes englisches Video zu dem Bild und darunter dann das Bild, das sich vergrößern lässt!)

Mittwoch, 18. Oktober 2023

Secessionen. Klimt, Stuck, Liebermann

Plakat der 7. Internationalen Kunstausstellung München,1897 (Quelle)

In der Alten Nationalgalerie in Berlin wurde bis zum 22.10. eine Ausstellung zum Thema der Secessionen und ihrer berühmten Protagonisten in Deutschland und Österreich gezeigt, mit denen wir uns in unserem Online-Gespräch beschäftigt haben. Die Ausstellung wird dann vom 22. Mai bis 13. Oktober 2024 im Wien Museum gezeigt werden. Wie es im Pressetext heißt, beleuchtet die Ausstellung vor allem die Gemeinsamkeiten dieser umwälzenden Entwicklungen im deutschsprachigen Raum. Zu sehen sind etwa 220 Arbeiten von rund 80 Künstlerinnen und Künstlern, die in dreizehn thematischen Räumen ausgestellt werden. 

Erste Frage ist natürlich, was versteht man in der Kunstgeschichte unter Secessionen? Ich habe die Frage einfach mal in ChatGPT gestellt. Hier Teile der Antwort:

"Die Secession in der Kunst war eine wichtige Kunstbewegung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Europa, insbesondere in Wien, entstand. Der Begriff 'Secessionsbewegung' leitet sich von lateinischen "secedere" ab, was so viel wie 'sich abspalten' oder 'sich trennen' bedeutet. ... Die Künstler der Secession suchten nach neuen Ausdrucksformen und wandten sich gegen den traditionellen Kunstbetrieb ihrer Zeit. Sie betonten die Notwendigkeit der Erneuerung in der Kunst und lehnten die Einschränkungen der akademischen Kunstschulen und Institutionen ab. Die Künstler der Secession setzten sich für die Freiheit der künstlerischen Gestaltung und die Förderung des Jugendstils (Art Nouveau) ein. ... Insgesamt kann man sagen, dass die Secession in der Kunst eine künstlerische Bewegung war, die die kreative Freiheit und die Erneuerung in der Kunst förderte und dabei gegen etablierte Normen und Konventionen des Kunstbetriebs rebellierte."

Mittwoch, 20. September 2023

Pablo Picasso und Guernica

Zerstörungen in Guernica, 1937 (Von Bundesarchiv, Bild 183-H25224 / Autor/-in unbekannt / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Quelle)

Pablo Picasso (1881 - 1973) ist vor fünfzig Jahren gestorben und aus diesem Anlass gibt es in der westlichen Welt einen wahren Ausstellungsmarathon zu seinem Werk. Wer sich einen Überblick über die Ausstellungen verschaffen und mal in die eine oder andere hineinschnuppern will sei auf die deutsche Seite von "kunstplaza" oder auf das Programm auf der englischsprachigen Seite „Picasso Celebration 1973-2023“ verwiesen.

Wir haben uns aus diesem Anlaß das berühmteste Bild dieses Künstlers vorgenommen:

- Pablo Picasso, Guernica, 1937, 

dessen schiere Größe von 3,49m Höhe und 7,77m Breite schon beeindruckend ist. Wer sich ausführlich mit diesem Bild beschäftigen will, kann dafür die Wikipediaseite "Guernica (Bild)" nutzen. Wir haben uns gefragt, was wir selbst auf dem Bild sehen: 

Als erstes erkannten wir das Pferd in der Mitte, das von hinten zu sehen ist und seinen Kopf dem Betrachter zuwendet - mit aufgerissenen Maul und einer Zunge wie ein spitzer Dorn. Dann sahen wir links davon am Boden Körperteile liegen - einen Arm, dessen Hand ein abgebrochenes Schwert hält; einen Kopf, der abgeschnitten zu sein scheint; einen Arm mit offener nach links ausgestreckter Hand; dazwischen Menschenbeine und den Huf und den Schwanz eines Pferdes. Das Ganze wird von oben von einer Glühbirne beleuchtet, die in einem Auge zu leuchten scheint, aus dem Zacken - oder Flammen? - nach unten strahlen. Dazu kommt von der rechten Bildseite noch Licht von einem ausgestreckten Arm herbei, der eine Kerze hält. 

Sonntag, 13. August 2023

Pompeji

Fresko des Laokoon aus dem Haus des Menander, Quelle Wikimedia
 
Der Juli ist Ferien- und Reisezeit. So sind auch wir dieses Mal beim Kunstsurfen auf eine virtuelle Besichtigungstour gegangen und haben die Ausgrabungen von Pompeji in Süditalien besucht. Wer hat nicht schon davon gehört, dass diese Stadt beim Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 n. Chr. verschüttet wurde und Jahrhunderte lang so gut wie vergessen war?

Aber ein paar Informationen zur Geschichte können trotzdem nicht schaden: Das gesamte Vesuvgebiet wurde schon im Jahr 62 n. Chr. durch ein starkes Erdbeben erschüttert, das Pompeji in Trümmer legte. Der Wiederaufbau war sofort danach begonnen worden. Doch als die Stadt unter dem Ascheregen und der Lava des Vulkans begraben wurde, war Pompeji noch immer eine große Baustelle.

Wiederentdeckt wurde die Stadt im 16. Jh. Es dauerte dann noch bis 1748, bis offiziell Erkundungsarbeiten aufgenommen wurden. Sie wurden während des 19. und 20. Jh. systematisch fortgeführt. Noch heute wird an der Freilegung der Stadt gearbeitet, wobei die Gebäude so weit wie nötig in Stand gesetzt werden. So findet man heute in der Stadt einen außerordentlichen Reichtum an Bauwerken, Skulpturen, Malereien und Mosaiken. Das archäologisch relevante Gebiet erstreckt sich über etwa 66 ha, wovon bisher ca. 45 freigelegt worden sind.

Wer sich ausführlich über die wichtigsten Bauten informieren will, kann auf der Website der Anlage das PDF eines deutschsprachigen Führers und einen aktuellen Plan herunterladen.

Freitag, 7. Juli 2023

Nordart 2023

Zur Zeit und noch bis zum 8. Oktober 2023 findet wieder die "Nordart" im Kunstwerk Carlshütte in Büdelsdorf statt. Wir haben sie im Juni virtuell und ich persönlich habe sie inzwischen auch real besucht. Diese internationale Ausstellung zeitgenössischer Kunst findet zum einem in den Hallen der ehemaligen Eisengießerei und im Freien auf dem parkartigen Gelände der daneben liegenden Villa statt.

Dieses Jahr haben wir uns nicht wie bei unserem letzen virtuellen Besuch im Jahr 2018 um den Landesschwerpunkt der Ausstellung - dieses Jahr war es die Türkei - gekümmert, sondern ich habe mir das ausgesucht, was ich interessant fand. Zwei Werke von Lilya Corneli aus ihrem Zyklus "To be a muse" habe ich an den Anfang gestellt, weil Uta mich darauf aufmerksam gemacht hat.

Lilya Corneli, To be a muse (Hängung auf der Nordart 2023)
Dazu muss man wissen, dass diese Künstlerin berühmte Porträts mit einer Genauigkeit fotografisch nachstellt, die auf den ersten Blick total verblüfft. Das kommt in der Ausstellung nicht wirklich zum Tragen, weil dort nur die Fotografien zu sehen sind (siehe das nebenstehende Bild), während auf der Internetseite der Künstlerin viele der Fotos mit ihren berühmten Vorbildern zusammengestellt sind. Auf dem PDF, das die Nordart für jeden beteiligten Künstler veröffentlicht hat, steht von und über die in Armenien geborene Künstlerin zu lesen: „Meinen Platz in einer anderen Kultur zu finden, war eine echte Herausforderung, und vor der Kamera zu stehen, wurde für mich zu einer persönlichen Therapie. ... Mit der Zeit führte der Heilungsprozess der Selbstporträts zu echter Selbsterkenntnis und von da an zu aufregenderen Ausdrucksformen der Persönlichkeit unter Verwendung von Requisiten, Posen und Nachbearbeitungen. Das Ergebnis ist die Arbeit, die ich gerne mit der Welt teilen möchte."

Wir haben zuerst eines ihrer Vorbilder

- Lukas Cranach d. J., Porträt einer vornehmen Dame, 1564 

aufgerufen und dann das Foto

- Lilya Corneli, Cranach, Porträt einer vornehmen Dame  

damit verglichen. Der unterschiedliche Blick der beiden Frauen war sofort Thema. Uns schien die Künstlerin viel selbstbewusster als die vornehme Dame auf Cranachs Bild. Dann erst stolperten wir über die vielen kleinen eigenen Zutaten der Künstlerin, wie die schwarze Baseballkappe mit dem Schal, die Kette mit dem Wort "Peace" und den Fingering mit dem großen Schriftzug "Yes" und die breiten Armreifen, die an Metallfesseln erinnern. Und zugleich überraschte uns wie genau - z.B. ist der Schatten rechts im Hintergrund auf beiden Bildern vorhanden - die Künstlerin den Bildaufbau von Cranach nachgestellt hat.

Etwas anders ist sie bei dem folgenden Bild vorgegangen (das nicht auf der Nordart zu sehen ist):

- Pablo Picasso, Junge mit Pfeife,1905 

- Lilya Corneli, Picassos Junge mit Pfeife 

Sonntag, 4. Juni 2023

"Eternel Mucha"

Alofs Mucha, Plakat Gismonda (Quelle)
Im "Grandpalais-immersif" in der Pariser Oper wird zur Zeit die Schau "Éternel Mucha" über den Jugendstilkünstler Alfons Mucha gezeigt. 

Meine erste Frage dazu war: Was bedeutet das Wort Immersion in diesem Zusammenhang? Bei Wikipedia heißt es: "Immersion (fachsprachlich für „Eintauchen“) beschreibt den durch eine Umgebung der Virtuellen Realität (VR) hervorgerufenen Effekt, der das Bewusstsein des Nutzers, illusorischen Stimuli ausgesetzt zu sein, so weit in den Hintergrund treten lässt, dass die virtuelle Umgebung als real empfunden wird."  Man soll also sozusagen ganz und gar in die Bilderwelt dieses Künstlers hineingezogen werden. Ein Video auf der obigen Seite lässt den Effekt ebenso erahnen, wie der Werbetext. Darin heißt es, dass die Ausstellung in drei Akten die Geschichte von Alphonse Mucha erzählt und seine wichtigsten Werke zeigt. Zugleich wird der nachhaltige Einfluss des Künstlers auf die heutige Kreativität unterstrichen. "Mithilfe von Projektionen in sehr hoher Auflösung, einer originellen Musik- und Duftwelt und interaktiven Geräten bietet Éternel Mucha den Besuchern einen einzigartigen Einblick in das Werk eines avantgardistischen Künstlers, der als Ikone der Raffinesse, Eleganz und Modernität gilt."

Wir haben beim Kunstsurfen versucht, ob wir uns nicht auch ganz ohne künstliches Eintauchen in der Bilderwelt Muchas verlieren können. Über das Leben dieses in Tschechien geborenen Künstlers (1860 - 1939) gibt, wie immer Wikipedia ausführliche Auskunft. Er ging nach seiner Lehre als Bürokaufmann nach Wien in ein Atelier für Bühnenmalerei, das für das Ringtheater arbeitete. Als dieses 1881 brannte, wurde er entlassen. Er verlässt Wien und hat das Glück das Interesse des Grafen Karl Khuen-Belasi zu erwecken und bekommt 1882 einen Auftrag für Wandgemälde in dessen neobarockem Schlösschen Emmahof bei Grusbach in Mähren. 

- Foto vom Esszimmer in Emmahof mit Gemälden Mucha, schwarz-weiß

Auf dem historischen Fotos haben wir an den Wänden, aber auch an der Decke und wahrscheinlich auch an dem Paravent, der offenbar einen Ofen an der rechten Wandseite verdeckt, die Bilder des Künstlers entdeckt. 

Mucha konnte dann unterstützt durch die Familie Khuen-Belasi, von 1885 bis 1887 an der Akademie der Bildenden Künste in München studieren und ging danach nach Paris. Dort verdiente er seinen Lebensunterhalt mit Buchillustrationen und begann auch sich für die Kultur der Slawen zu interessieren. Durch Zufall bekam er den Auftrag für ein Plakat für die berühmte Schauspielerin Sarah Bernhardt und wurde mit diesem Werk und denen, die darauf folgten, zu einem der begehrtesten Plakatkünstler der Belle Époque. 

Montag, 8. Mai 2023

Bibelgeschichten auf Holländischen Fliesen

Plakat der Fliesenausstellung in Barmstedt

Auf der Schlossinsel in Barmstedt in der Nähe von Hamburg befindet sich das - nicht sehr große - Museum der Grafschaft Rantzau. Dort läuft bis zum März 2024 die Ausstellung "Von Spinnen und Ochsenköpfen - Fliesenkultur in und um Barmstedt". Weil ich ehrenamtlich im Museumsverein mitarbeite und mich mit den biblischen Geschichten, die auf solchen Fliesen zu sehen sind, und ihren Vorbildern näher beschäftigt habe, haben wir sie uns auch beim Kunstsurfen angesehen. 

Hier in Kurzform erst mal etwas zur Geschichte der Fliese, zitiert nach der Broschüre, die zu der Ausstellung erschienenen ist. Die Kunst, gebrannte Tonwaren mit farbigen Glasuren zu verzieren, reicht bis weit in die vorchristliche Zeit zurück. Früheste Objekte stammen aus dem Vorderen Orient. Nach Nordeuropa kam diese Kunst über das islamisch dominierte Spanien. Verschiedene Handels- und Herstellungszentren gaben den Tonwaren ihren Namen. Über Mallorca gehandelte Waren nannte man Majolika. Aus der oberitalienischen Stadt Faenza kam die Fayence. Italienische Handwerker kamen im frühen 16. Jahrhundert nach Frankreich und Flandern und brachten ihre Kenntnisse mit. In der Folge entstanden dort und zwar speziell in Antwerpen, aber auch in den südlichen Regionen der heutigen Niederlande neue Manufakturen. Als das protestantische Antwerpen 1585 zum katholischen Glauben zurückkehren musste, verließen viele Handwerker die Stadt und ließen sich im Norden des Landes nieder, wo sie ihren Glauben weiter ausüben konnten. Dort kam die Fliesen- und Fayenceproduktion zu so großer Blüte, dass die niederländischen Produkte Einzug in die Wohnkultur in ganz Europa fanden. 

Gleichzeitig wurden immer mehr blau-weiße chinesische Porzellane nach Europa eingeführt. Da ihre Herstellung noch unbekannt war, machte man solche Waren aus Ton nach. Fliesen und Geschirr wurden mit weißer Blei-Zinnoxid-Glasur überzogen und mit dem Blau des chinesischen Porzellans bemalt. Manchmal wurden auch chinesisch anmutende Motive verwendet. Bekannt wurden diese Waren als „Chinoiserien“. 

Wir haben uns als erstes das 

- Bolsward Tableau, 1765 

Donnerstag, 13. April 2023

Flowers forever - Eine "Blumenausstellung" in der Münchener Kunsthalle

Jan Brueghel der Jüngere, Allegorie der Tulipomanie
In der Münchener Kunsthalle läuft bis zum 27. August 2023 die Ausstellung "Flowers Forever - Blumen in Kunst und Kultur". Obwohl Blumen auf geradezu unendlich vielen Kunstwerken aller Zeiten und Kulturen zu finden sind, scheint das die erste Kunstausstellung zu sein, die sich allein diesem Thema widmet. Dazu findet in München bis zum 7.10. ein "Flowerpower Festival" mit zahlreichen Veranstaltungen statt.

Wir haben uns unter verschiedenen Aspekten den Kunst-Blumen genähert. Als erstes stand die Verwendung von Blumen als Symbole im Vordergrund. Zeitlich sind wir im alten Ägypten gelandet und haben die

- Schale mit Fischen und Lotosblüten, aus der 18. Dynastie (Neues Reich)

angesehen. Nicht sehen kann man auf dem Bild, dass die kleine Schale auf der Unterseite mit den aufgefächerten Kelchblättern einer Lotosblume bemalt ist, so dass die Schale selbst zur Blüte wird. Bei der Abbildung der Innenseite fielen sofort die drei Fische auf, die in einen einzigen Kopf zusammenlaufen. Erst beim zweiten Hinsehen wurden auch die drei Lotosblüten zwischen ihnen erkannt. Bei den Fischen kam sozusagen wie von selbst die Interpretation als Drei-Einigkeit auf. Tatsächlich steht im zugehörigen Text auf der Website, dass es im Leidener Amunhymnus heißt: "Drei sind alle Götter - Amun, Re und Ptah". Diese Namen stehen für die "verschiedenen Aspekte des Schöpfergottes, des Ursprung alles Existierenden. Amun, 'der Verborgene' symbolisiert den Urzustand alles Seienden, Re ist die Verkörperung des Göttlichen auf Erden und Ptah hat mit seinem Denken und Ausspruch die Welt erschaffen. Jeder für sich bildet einen eigenständigen Teil der Schöpfung und des Göttlichen, aber keiner ist ohne den anderen existent". (Nur als Anmerkung: Diese Schale findet sich nicht in der Ausstellung, dort wird der Lotos anhand der Stele des Nena, um 1300 v.Chr. verbildlicht.) 

Dienstag, 21. März 2023

Antoni Gaudi - ein Besuch in Barcelona

Passionsfassade, Sagrada Familia, Barcelona (Foto B. Leisner 2023)
Ich geb' es gleich am Anfang zu: Wir sind diesmal nur deshalb nach Barcelona zu Gaudi gesurft, weil ich gerade dort war und große Lust darauf hatte mich mit anderen über die Werke dieses Künstlers und Architekten auszutauschen. (Eigentlich mache ich beim Kunstsurfen ja immer das, was mich gerade am meisten interessiert...)

Wer war also Antoni Gaudí i Cornet (25. Juni 1852 - 10. Juni 1926)?  Er gilt laut Wikipedia als herausragender Vertreter der katalanischen Bewegung des Modernisme. Als Sohn eines Kupferschmieds geboren, entschied er sich, nachdem er die Frau, in die er sich verliebt hatte, nicht bekam, dafür wie ein Mönch asketisch und im Zölibat zu leben. Nachdem er zu Ruhm gekommen war, lebte er bis 1925 in einem Haus im Park Güell; dem Park, den er zu einem Teil mit seinen eigenen Einfällen gestaltet hat. Nach seiner Schulzeit hatte er fünf Jahre lang Architektur in Barcelona studiert, wo er am Ende seines Studiums den reichen Unternehmer und Mäzen Eusebi Güell kennen lernte, für den er mehrere Werke schuf. 

 Eines seiner beiden frühesten Werke ist die

- Casa Vicens, 1883-1885 (wir haben uns als zweites Bild des Hauses die Eingangsfront im Garten genauer angesehen)

Dienstag, 7. Februar 2023

Perugino - ein italienischer Maler der Renaissance

Auschnitt aus: Perugino, Die Schlüsselübergabe (gemeinfrei, Quelle)

Der Maler Pietro Vannucci (um 1445/1448 - 1523) - er wird, da er in Perugia lebte, Pietro Perugino genannt - war in seiner Zeit und noch lange danach in Italien hochberühmt. Er lernte bei Piero della Francesca und Andrea del Verrocchio, bei dem u.a. auch Leonardo da Vinci in die Lehre ging, und hatte als Lehrer Einfluss auf Raffaels Frühwerk. 

Dieses Jahr wird in Peruginos Heimat Umbrien sein 500. Todesjahr mit einer Reihe von Veranstaltungen und einer interessanten digitalen Ausstellung begangen.

Der Begriff Renaissance bezeichnet die Kulturepoche, in der die Lebenswelt sich vom Mittelalter zur Neuzeit wandelt. Das Wort bedeutet Wiedergeburt und steht für Wiederentdeckung und -belebung der Kultur der griechischen und römischen Antike. Sie wurde in dieser Zeit zum Maßstab für die Werke von Gelehrten und Künstlern, die sich erstmals intensiv mit den antiken Texten, Bauten und Kunstwerken auseinandersetzten. Damit veränderte sich in der Kunst die Darstellung des Menschen und des Natur- und Architektur-Raumes, während in der Architektur antike Vorbilder wie z.B. die Säulenstellung wieder aufgegriffen wurden. Die Epochenbezeichnung Renaissance entstand allerdings erst im 19. Jahrhundert.

Das früheste Werk, das Perugino zugeschrieben wird, sind zwei Bilder mit Szenen aus dem Leben des hl. Bernard (Tempera auf Holz, evtl. zusammen mit Pinturicchio) von 1473, die heute in der Galleria Nazionale dell’Umbria aufbewahrt werden. Genauer angesehen haben wir uns das Bild

- San Bernardino lässt ein totgeborenes Kind wieder auferstehen (Achtung: man sieht auf dieser Website zuerst nur eine schwache Abbildung und muss herunterscrollen zu "Documentazione Fotografica". Wenn man darauf klickt, öffnet sich eine Bilderreihe. Das letzte Bild hat die beste vollständige Wiedergabe, daneben gibt es mehrere Detailaufnahmen. Man kann sie durch Anklicken vergrößern.)

Dienstag, 10. Januar 2023

Kunst aus Benin

Beutestücke aus Benin, 1897 By Unknown author - British Museum Af,A79.13, Public Domain, Quelle

Die bronzenen Kunstwerke aus Benin waren Ende 2022 allgemeines Pressethema, als die Außenministerin und die Kulturstaatsministerin aus Deutschland nach Nigeria reisten, um dort erstmals solche Bronzen aus deutschen Museen an ihren Ursprungsort zurück zu bringen (siehe hier). 

Schon vorher wurde mit "digitalbenin" eine neue internationale Plattform online gestellt, auf der alle Objekte, historische Fotografien und reichhaltiges Dokumentationsmaterial aus Sammlungen in aller Welt vereint werden, die zu dieser ursprünglich königlichen Repräsentationskunst gehören. Diese Plattform verbindet die digitale Dokumentation der translozierten Objekte mit mündlichen Überlieferungen, Objektforschung, historischem Kontext, einem grundlegenden Katalog der Edo-Sprache, Herkunftsangaben, einer Karte des Benin-Königreichs und Museumssammlungen weltweit. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Objekten, die im Februar 1897 von britischen Truppen aus dem Königreich Benin (heute Edo State, Nigeria) geplündert und in der unmittelbaren Folgezeit gewinnbringend verkauft wurden. 

Wir haben uns als erstes ein Foto angesehen, auf dem der Raub der Kunstwerke dokumentiert ist:

- Foto von britischen Soldaten bei der Plünderung des niedergebrannten Oba-Palasts in Benin City im Februar 1897. Auf dem Fußboden liegen die Bronzen ausgebreitet. 

Die auf dem Foto am Boden liegenden Bronzeplatten waren ursprünglich an den Pfeilern und Wänden des Königspalastes angebracht. Das ehemlige Königreich Benin ist heute ein Teil von Nigeria (hier eine Karte). Die Stadt Benin darf man sich wohl weitgehend so vorstellen, wie sie ein englischer Offizier 1897 skizziert hat, das heißt als weitgehend rechtwinkelige Anlage mit langen Mauern, die große Höfe bilden.

Es wurden aber nicht nur Bronzen geraubt, sondern auch andere Kunstwerke. Ausgewählt habe ich als erstes eine 

- hölzerne Tür (mit den Symbolen links oben im Bild kann man vergrößern und verkleinern oder zum Vollbildmodus wechseln).