Samstag, 7. September 2024

William Blake

William Blake, Death of the Strong Wicked Man, Illustration zu "The Grave," ein Gedicht von Robert Blair, 1808 Quelle


Gerade noch bis zum 8. September 2024 zeigt die Hamburger Kunsthalle die Ausstellung "William Blakes Universum", aus der wir uns einige Bilder online angeschaut haben. Über den Künstler, der 1757 in London geboren wurde und dort 1827 starb, heißt es auf Wikipedia: Er "war ein englischer Dichter, Naturmystiker, Maler und der Erfinder der Reliefradierung. Sowohl sein künstlerisches als auch sein literarisches Werk wurde von seinen Zeitgenossen weitgehend abgelehnt. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden seine sehr innovativen Arbeiten von den Präraffaeliten entdeckt, fanden allgemein Anerkennung und später auch in der Popkultur Verbreitung."

Wie die Zeitgenossen von William Blake dachten, wird aus dem folgenden Textabschnitt aus dem "Vaterländischen Museum" von 1811 deutlich. Da ist die Rede von der seltsamen "Richtung seiner Talente" und dem "Wunderlichen seines persönlichen Charakters". Weiter heißt es:

Donnerstag, 20. Juni 2024

100 Jahre Surrealismus

Cover der 1. Nummer der Zeitschrift Surréalisme1924
In diesem und im kommenden Jahr wird der Surrealismus mit der Ausstellung “Imagine! 100 Years of International Surrealism” gefeiert. Sie wandert durch mehrere europäische Museen wandert und wird zum Schluss in Amerika gezeigt (zur Zeit bis zum 21. Juli in den Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique; 4. September 2024 bis 13. Januar 2025 im Centre Pompidou, Musée national d’Art Moderne, Paris; 12. Juni bis 12. Oktober 2025 in der Hamburger Kunsthalle; 4. Februar bis 11. Mai 2025 in der Fundación Mapfré Madrid und schließlich Herbst 2025 bis Frühling 2026 im Philadelphia Museum of Art). 

Parallel lief bis zum 16. Juni eine weitere Surrealisten-Ausstellung im Bozar in Brüssel unter dem Titel "Histoire de ne pas rire. Surrealism in Belgium" (Geschichte des Nicht-Lachens. Surrealismus in Belgien). 

Anlass für die intensive Beschäftigung mit dieser Bewegung ist das Jahr 1924, in dem André Breton das "Manifeste du Surréalisme" (Manifest des Surrealismus) veröffentlichte. Darin definierte er den Surrealismus als einen „reinen psychischen Automatismus“ und erklärte das Wort damit, dass er an die Auflösung der nur scheinbar gegensätzlichen Zustände von Traum und Wirklichkeit glaube, die zu einer Art absoluter Realität, der Surrealität führe.

Da ich vorhabe die Ausstellung "Imagine!" in Hamburg zu besuchen, wird sie erst im nächsten Jahr eines unserer Themen beim Kunstsurfen sein. Doch habe ich mich anlässlich der beiden Ausstellungen in Brüssel einmal wieder mit dem Surrealismus beschäftigt und bin dabei auf die "Exposition Internationale du Surréalisme" von 1938 gestoßen, um die es im Folgenden geht. Mit ihr gestalteten die Künstler erstmals eine eigenständige Präsentation für ihre Werke, durch die die Ausstellung als Ganzes zu einer surrealistischen Produktion wurde. Es gab drei Abteilungen: den "Vorhof", die "Plus belles rues de Paris" (Die schönsten Straßen von Paris) und den zentralen Ausstellungsraum. Zur Eröffnung fand nach einer Idee von Salvador Dalí eine "Performance" statt: Die französische Schauspielerin Hélène Vanel sprang aus Kissen auf dem Boden - mit Ketten um ihren nackten Körper, plantschte einer Teichinstallation in der Mitte des Hauptraumes. Kurze Zeit erschien sie später in einem zerrissenen Nachtgewand, "und gab eine nur zu realistische Vorstellung eines hysterischen Anfalls" (zitiert nach dem Wikipediaartikel).

Sonntag, 14. April 2024

Das antike Rom in Bildern


Giovanni Paolo Pannini, Roma antica, um 1754/57 (Stuttgart Staatsgalerie, weltweit gemeinfrei)

Seit langem rufe ich morgens gern anstelle der neuesten Horrornachrichten die App "DailyArt" auf, auf die Ute mich einmal aufmerksam gemacht hat. Dort gibt es jeden Tag ein neues Bild, das kurz besprochen wird. Nicht alle Bilder gefallen mir - wie sollten sie auch! Aber als das Bild von

- Giovanni Paolo Pannini, Roma antica, um 1754/57 

gezeigt wurde, habe ich neugierig angefangen zu schauen, was ich darauf wiedererkennen konnte. Und das haben wir dann beim Kunstsurfen fortgeführt. 

Zuerst haben wir einen Blick auf den Maler geworfen, der 1691 in Piacenza geboren wurde und 1765 in Rom starb. Er arbeitete als Dekorateur von römischen Palästen und wurde auch für seine römischen Stadtansichten (Veduten) bekannt, wobei er sich besonders mit den Ruinen und Skulpturen der Antike beschäftigte. Aber er malte auch Porträts und römische Feste und Plätze. Das Bild "Roma antica" gehört zu vier Gemälden, die der Herzog de Choiseul in Auftrag gegeben hatte. Der Herzog war von 1753 bis 1757 als französischer Botschafter im Vatikan und wollte die Bilder zur Erinnerung an seinen Aufenthalt in der heiligen Stadt Rom nutzen. Pannini hat auch ein Bild von diesem Aufenthalt gemalt:

- Pannini, Die Ausfahrt des Duc de Choiseul auf dem Petersplatz in Rom, 1754

Wir haben geschaut, was wir wiedererkennen: also natürlich den Petersdom mit seinen Kolonnaden; bei dem Obelisken waren wir uns nicht ganz sicher, tatsächlich steht er ebenso wie die beiden Brunnen noch heute an der Stelle, die man im Bild sehen kann (siehe dieses Panorama von 2006). Aber natürlich sieht man dort keine Ausfahrt von sechsspännigen Kutschen mehr, die von einer Menge Schaulustiger bewundert werden. Aber wo steckt der Herzog? Wir erkannten ihn in der zweiten Kutsche von rechts, der mit den schwarzen Pferden. Der Mann mit der Schärpe über der Brust, das muss doch der Herzog sein oder? Was für eine Pracht dieser Mann um sich verbreitet. Wir haben zehn Kutschen gezählt, die ersten alle mit sechs, die hinteren dann nur noch mit zwei Pferden - schon damals zählten die Pferdestärken! Und wer bewundert die Ausfahrt? Die meisten Figuren im Vordergrund tragen bürgerliche Kleidung, ein paar Kirchenmänner sind auch dabei, aber wenn man genauer hinsieht, sieht man auch - auf den Steinen lagernd - ein paar einfache Leute, die keine Schuhe haben. 

Samstag, 23. März 2024

Dix und die Gegenwart

In den Deichtorhallen in Hamburg gibt es  noch bis zum 1. April (vom 30. September 2023) dieses Jahres die Ausstellung "Dix und die Gegenwart" zu sehen. Wir haben davon einige Bilder online angeschaut und dabei auch auf das ausgezeichnete "Dixitorial" der Deichtorhallen zurückggegriffen (schönes Wortspiel aus dem Digitorial, das im Städel-Museum in Frankfurt kreiert wurde, hier nun ein "Dix-itorial").

Führer durch die Ausstellung Entartete Kunst (1938)
Die Ausstellung  beginnt mit einem Selbstporträt des Künstlers, auf das wir erst am Schluss unserer Besichtigung zurückgekommen sind. Anstatt dessen haben wir zuerst ein Bild angeschaut, das es nicht mehr gibt, weil es von den Nationalsozialisten als "Entartete Kunst" bezeichnet wurde. Das Bild hat aber schon vorher für eine gerichtliche Auseinandersetzung gesorgt und auch wir hatten gemischte Gefühle beim Betrachten der erhaltenen Zeitungsabbildung: 

-    Mädchen am Spiegel, 1921

Das Gemälde wurde zuerst in der Juryfreien Ausstellung in Berlin öffentlich gezeigt und sogleich vom Staatsanwalt wegen „Unzüchtigkeit“ beschlagnahmt. Der Kunstkritiker Max Osborn schrieb dazu: „Der Maler Dix ist ein grimmiger Spötter, der mit einem Fanatismus des Hohns die Eitelkeit der Welt, der Zeit und der Menschen zu geißeln liebt. Sein Mägdlein vor dem Spiegel ist nichts weniger als eine rosige Oblatenschönheit, sondern eine verruchte, alte Vettel, die vor dem Spiegel Toilette macht … hat jemand wieder die Häßlichkeit des Objekts mit künstlerischer Unschönheit verwechselt. Aber müssen Landgericht und Staatsanwalt so kunstfremden Regungen nachgeben?“ (zit. n. Hütt, W., Hintergrund-Mit dem Unzüchtigkeits-und Gotteslästerungsparagraphen gegen Kunst und Künstler 1900-1933. Berlin1990, S. 202). Dix wurde schließlich am 26. 6. 1923 mithilfe der Sachverständigen - die Maler Max Slevogt und Karl Hofer - freigesprochen. Uns fiel besonders der Gegensatz zwischem dem glatten jugendlichen Rücken und dem verhärmten Gesicht und den hängenden Brüsten ins Auge. Ungewöhnlich fanden wir auch, dass Dix die Scham und das Gesäß der Frau durch die Öffnung ihres Unterkleides so besonders hervorhebt.

Montag, 4. März 2024

Holbein und die Renaissance im Norden

Hans Burgkmair, Der Tod überfällt ein Liebespaar, "Städel Museum, Frankfurt am Main" Quelle
Bis zum 18.2.2024 lief im Städel Museum die Ausstellung "Holbein und die Renaissance im Norden", die inzwischen nur noch im Internet zu besichtigen ist. Aber auch virtuell bietet sie den Betrachtern viel und wir als kunstliebende Senioren und Seniorinnen nutzen ja sowieso hier nur die Möglichkeit der virtuellen Ausstellungsbesuche. Das Städelmuseum stellt außerdem genau dafür seine immer wieder sorgfältig ausgearbeiteten Digitorials zur Verfügung, die sehr zu empfehlen sind. Noch weiter vertiefen kann man sich in das Thema mit dem Holbein-Audioguide, den man in den App-Stores zum Herunterladen findet. Wir haben uns mit unserer virtuellen Ausstellungsbesichtigung am Digitorial entlang gehangelt!

Die Ausstellung bezieht sich auch auf die Geschichte der Stadt Augsburg, die seit dem 14. Jahrhundert ein blühendes Handels- und Kulturzentrum war. Sie profitierte besonders von ihrer Lage am Knotenpunkt alter Handelsrouten durch Europa - von Italien bis zu den Hafenstädten an Ost- und Nordsee und von den Alpen bis an die Atlantikküste. Wir haben uns als erstes die Darstellung der Stadt mit ihren Mauern und Türmen am Ende des 15. Jahrhundert angesehen:

- Augsburg, Schedel'sche Weltchronik, fol. 91v/92r, 1493 

Damit befinden wir uns zeitlich schon am Übergang vom Mittelalter zur Renaissance, als man began sich für die antiken Altertümer zu interessieren. Augsburg (Vindelicum) ist von den Römern gegründet worden und dort begann schon um 1500 die Erforschung des antiken Erbes, denn man stieß bei Stadterweiterungen immer wieder auf Zeugnisse der römischen Vergangenheit.

Sonntag, 21. Januar 2024

Caspar David Friedrich

 

Weißer Sand, dunkles Meer und schwarze Wolken  (Foto U.Krope)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Warum steht dieses Bild hier? Der Grund ist das Bild "Mönch am Meer" von Caspar David Friedrich, dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr in der Kunstwelt groß gefeiert wird. Ganz unten komme ich noch darauf. 

Zum Jubiläumsjahr gibt es ein eigenes Internetportal, auf dem man eine Vielzahl von Friedrichs Bildern sowie Informationen zu den drei großen Ausstellungen in Hamburg, Berlin und Dresden findet. Weitere Ausstellungen finden z.B. im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald statt, wo der Künstler am 5. September 1774 geboren wurde. Gestorben ist er am 7. Mai 1840 in Dresden. Laut Wikipedia gilt der Maler "als einer der bedeutendsten Künstler der deutschen Romantik", der "in revolutionärer Weise" mit den Traditionen der Landschaftsmalerei von Barock und Klassizismus gebrochen hat. Besonders angesprochen wird dort die "Sinnoffenheit" seiner Bilder, die viele verschiedene Interpretationen zulässst.

Donnerstag, 14. Dezember 2023

Kunst und Spielzeug

Ausschnitt aus Jan Steen, Nikolausfest (Quelle)

Dieses Kunstsurfen fand am Nikolaustag statt, dem Tag, an dem die Kinder bei uns am Morgen Süßigkeiten und kleine Geschenke im geputzten Schuh erwarten dürfen. Deshalb war unser erstes Bild:

- Jan Steen, Das Nikolausfest, 1665 - 1668  (Dieses Bild muss man verkleinern, um es ganz zu sehen!)

Der Gegensatz zwischen dem weinenden Jungen und dem glücklichen kleinen Mädchen im Mittelpunkt fällt natürlich sofort ins Auge. Johanna machte uns darauf aufmerksam, dass noch zu ihrer Zeit in den Niederlanden der Nikolaustag der eigentliche Feiertag für die Kinder war, weil sie an diesem Tag Geschenke bekamen und nicht wie bei uns an Weihnachten. Was hat nun das kleine Mädchen bekommen? Natürlich Spielzeug! 

Diesmal soll es um dieses Thema gehen, deshalb zuerst ein kleiner Exkurs: Ist Spielzeug Kunst? Kommt Spielzeug in der Kunst vor? Und wenn Spielzeug einfach nur Kindern zum Spielen gedient hat, kann es dann trotzdem zu Kunst werden? Nein, diese Fragen haben wir alle nicht beantwortet. Meiner Ansicht nach lassen sie sich auch nur beantworten, wenn man vorher ganz genau weiß, was Kunst ist. Und genau das weiß ich nun gerade nicht. Aber das Thema Spielzeug an einigen Beispielen durch die Jahrhunderte zu verfolgen, ist auf jeden Fall anregend, finde ich.