Donnerstag, 17. September 2020

Yayoi Kusama

Yayoi Kusam, Infinity room, 2015
Yayoi Kusama, Infinity Room, 2015 (Quelle:Von Pablo Trincado from Santiago de Chile, Chile - Yayoi Kusama, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40172477)

Vielen wird der Name Yayoi Kusama (geboren am 22. März 1929 in Matsumoto, Präfektur Nagano, Japan) erst einmal nichts sagen. Aber nachdem ich mich intensiver mit ihrem Werk auseinander gesetzt habe, finde ich, dass man diese japanische Künstlerin kennen lernen muss. Also habe ich sie den Kunstsurfern vorgestellt.

Kusama ist in Japan aufgewachsen und zwar unter einem strengen und autoritären Erziehungsstil. Zwischen 1958 und 1972 lebte sie die meiste Zeit in New York. Dort entstanden ihre bekanntesten Kunstwerke, Aktionen und Happenings. Ihr Markenzeichen sind die "Polka Dots", farbige Punkte, die sie auf Leinwände, Skulpturen und Menschen malt. Am 27. September 2017 eröffnete sie in Tokyo ihr eigenes Museum. Kusama hatte schon als Kind Halluzinationen und beschreibt das so:

„Ich sah auf das rote Muster der Tischdecke, als ich aufblickte, bedeckte dasselbe rote Muster die Decke, die Fenster und die Wände, und schließlich den ganzen Raum, meinen Körper und das Universum. Ich begann mich selbst aufzulösen, und fand mich in der Unbegrenztheit von nicht endender Zeit und in der Absolutheit der Fläche wieder. Ich reduzierte mich auf ein absolutes Nichts.“ – Yayoi Kusama (Zitat nach Wikipedia)

Als Erwachsene war sie dann in psychiatrischer Behandlung und ging offen mit ihrer Erkrankung um, die auch aus einer Reihe von Phobien bestand. Darunter war die Angst vor Penissen, die dazu führte, dass sie eine Serie von weichen Skulpturen schuf, die mit Penissen aus Stoff überzogen sind:

- Accumulation No. 1, 1962, New York, Museum of Modern Art

Der Stoffsessel ist mit Dutzenden von handgenähten, ausgestopften und bemalten Vorsprüngen besetzt, die Kusama als Phallus bezeichnete. In den 1960er Jahren in New York waren Kritiker durchaus schockiert über diese "sexualisierte Transformation eines gewöhnlichen Haushaltsobjekts durch eine Künstlerin". Die Kunstsurfer haben dazu eher etwas müde gelächelt hatte ich den Eindruck. Jedenfalls gingen wir rasch zu dem nächsten Werk aus dieser Serie über:

- Traveling Life, 1964, Luisiana Museum of Modern Art, Humlebaek

Die Grundform der Leiter ist nicht zu übersehen und die vielen "Penisse" auch nicht. Woraus sie gemacht sind, war eine Frage. Wahrscheinlich Stoffhüllen mit Watte oder etwas Ähnlichem ausgefüllt, war meine Vermutung. Den Titel "Reiseleben" zu interpretieren ist schon schwieriger: Geht es um den Aufstieg, die Karrierreleiter? Und was bedeuten dann die hochhackigen Schuhe (mit denen man so eine Leiter schlecht hoch kommt!) Und die schiere Übermacht des Symbols der Männlichkeit? Sind sie, wie es auf der Seite des Luisiana Museums zu lesen ist: "Metaphorisch wohl ein nicht zu übersehener Hinweis auf die Machtverteilung auch im Kunst-Business und die herrschende Geschlechterordnung - und das nicht nur im traditionsbewussten Japan."?

Ab Mitte der 1960er setzt Kusama Fotografien ein, um ihre Arbeiten bekannt zu machen. Dafür posiert sie auch selbst und geht damit einen Schritt hin zu Happenings, Events und Performances, in denen sie Grenzen zwischen, Kunst, Mensch und Umwelt auflöst:

- Self Obliteration (Selbst-Auslöschung), um 1966, Fotocollage

Wir haben überlegt, von wo aus die Künstlerin bei diesem Bild aufgenommen worden ist. Liegt sie wirklich auf dem gemusterten Boden oder ist ihre Figur später hinzugefügt worden. Sind die Punkte Schattenspiele oder doch eher ausgestanzte Flecken aus Silberfolie? Löscht sich die Künstlerin gerade selbst aus oder setzt sie sich nicht vielmehr attraktiv in Szene?

Schon ein Jahr zuvor hatte sie Spiegel als Thema entdeckt und den ersten