Westfassade Notre-Dame (Von DXR / Daniel Vorndran, CC BY-SA 3.0, Quelle) |
Der große Dachstuhlbrand der Kathedrale Notre-Dame in Paris vor fünf Jahren hat auch mich erschüttert. Um so toller fand ich im letzten Jahr, dass die Kathedrale am 7. Dezember 2024 mit großen Feierlichkeiten wiedereröffnet wurde. Das ist natürlich ein Anlass um diesen berühmten Bau beim Kunstsurfen zu betrachten. Und noch einen zweiten Gedanken gibt es zu diesem Kunstsurfen, das eigentlich zum Ende des Jahres 2024 gehörte, wegen der Mittwochs-Feiertage aber dann am Anfang von 2025 landete. Wir haben die Portale der Kathedrale betrachtet. Tore, Türen und Portale aber sind Aus- und Eingänge und zugleich Übergänge. Das passt doch zum Jahresende und dem Übergang zum Neuen Jahr. Damit wünsche allen Lesern und Leserinnen dieses Blogs noch nachträglich ein Gutes Neues Jahr!
Allerdings kommt hier gleich eine Einschränkung: Gründlich kann man diese Kirche in einer einzigen Stunde nicht kennenlernen! Deshalb haben wir uns von Anfang an auf die Westfassade beschränkt und auch da haben wir nicht alles anschauen können. Aber wer mehr wissen will, kann ja im Internet jede Menge Informationen finden, zum einen natürlich auf Wikipedia, zum anderen auch auf der engl./franz. Seite der Kathedrale selbst (die man sich im Browser ja auch ins Deutsche übertragen lassen kann). Auf dieser Seite gibt es unter den Rubriken Geschichte, Architektur, Skulpturen, Gemälde, Musik, Kunstobjekte ausführliche Texte und viele Bilder.
Wir haben uns auf Wikimedia ein Bild von der
- Westfassade der Kathedrale mit ihren drei Portalen und der Galerie der Könige angeschaut.
Dabei sind wir erstmal an der Galerie der Könige hängen geblieben, in der unter verschiedenartigen Bögen insgesamt 28 Skulpturen mit Kronen auf dem Kopf stehen.
- Westfassade, Galerie der Könige
Sie stellen die Könige von Juda aus dem Alten Testament dar. Aber schon im 13. Jahrhundert wurden sie für die Könige von Frankreich gehalten. Uns fiel auf, wie unterschiedlich die Bögen gestaltet sind, unter denen sie stehen. Diese Bögen sind noch original, während die Figuren während der Französischen Revolution zerstört worden sind. Das heißt: Die Figuren auf dem Bild kamen erst ab 1845 durch die Restaurierungsarbeiten von Eugène Viollet-le-Duc auf diesen Platz. Überliefert wird übrigens, dass zwei dieser neuen Könige die Gesichtszüge der beiden Architekten und Restauratoren der Kathedrale - Viollet-le-Duc und Jean-Baptiste Lassus - tragen. 1977 wurden 21 der 28 originalen Köpfe der Könige wiederentdeckt. Sie sind heute im Musée national du Moyen Âge ausgestellt und wir haben einige angeschaut:
- Köpfe von der Galerie des Könige von Juda, Mitte 13. Jh. (wenn man das Bild klickt, öffnet sich ein neues Fenster mit einer vierteiligen Bilderfolge)
Uns fiel auf, dass die Köpfe alle abgeschlagene Nasen haben, also sehr bewusst zerstört wurden. Deutlich ist aber auch, wie unterschiedlich sie sowohl in den Gesichtszügen als auch in ihren Kronen gestaltet sind. Auf der Museumsseite heißt es dazu, dass die sorgfältige Ausführung der Gesichter umso bemerkenswerter ist, als sie hoch oben aufgestellt und ihre Details von unten eigentlich nicht sichtbar waren. Außerden gibt es Überreste einer zarten Farbigkeit, die diese Figuren wahrscheinlich lebendiger wirken ließ.
Wir haben dann ein Bild von dem rechten (südlichen) Seitenportal aufgerufen,
und uns dort zuerst die
- Gewändefiguren am Portal der Hl. Anna (rechte Seite)
- Gewändefiguren am Portal der Hl. Anna (linke Seite)
an den beiden Seiten des Portals angesehen. Ihre Originale stammen aus dem 12. Jahrhundert, während das Portal selbst um 1230 fertiggestellt wurde. Wir haben natürlich gerätselt, wer hier dargestellt wurde, konnten aber nur den Hl. Petrus an seinem großen Schlüssel erkennen. Hier die Auflösung der anderen Figuren. Links stehen von links nach rechts: der Prophet Elias, die Witwe von Sarepta, König Salomo und Petrus. Entsprechend fängt die rechte Seite mit dem Apostel Paulus an und es folgen David, Sibylle (eine Prophetin des Alten Testaments) und Jesaja. Die Mittelfigur zwischen den beiden Türöffnungen zeigt den sagenhaften Pariser Bischof Marcellus. Er ist dargestellt, wie er seinen Bischofsstab in das Maul eines Drachen stößt und damit die Stadt rettet. Auch diese Figuren wurden während der Revolution zerstört und es gibt nur noch Überreste
- Trumau- und Gewändefiguren im Musee Cluny
Wir haben dann das Tympanon des südlichen Seitenportals angesehen, also die verschiedenen Figuren, die innerhalb des Spitzbogens über dem Türsturz zu sehen sind. Sie kann man ganz gut erkenne, wenn man den Link von oben vergrößert. Direkt unter dem Spitzbogen thront Maria mit dem Jesuskind unter einem Baldachin, der von zwei Säulen getragen wird. Jesus segnet die Eintretenden und hält ein offenes Buch. Aber was hält Maria in der Hand? Und was findet in den beiden Abteilungen unter Maria statt? Wir konnten die Geburtszene im Stall von Bethlehem erkennen und daraus folgt natürlich, dass die wichtigsten Szenen des Marienlebens hier dargestellt sind. Davon, dass hier auch die Eltern der Jungfrau Maria, Anna und Joachim, dargestellt sind, kommt übrigens der Name "Annenportal".
Dann haben wir uns dem linken, als nördlichen Seitportal der Westfassade zugewandt, dem
Hier haben wir uns gleich den Tympanonfiguren zugewandt und erkannt, dass im obersten Feld Maria von einem Engel bekrönt wird, während der ebenfalls gekrönte Jesus sie segnet und an beiden Seiten jeweils ein Engel mit einer Kerze kniet. In der Ebene darunter konnten wir die zwölf Apostel sehen und einen Sarg. Hier wird Maria von Engeln aus dem Sarg zum Himmel hochgehoben. Christus steht in der Mitte und weist mit einer Hand nach oben. Im unteren Teil sitzen gekrönte Häupter, also Könige und ungekrönte Propheten des Alten. Das Kästchen in der Mitte ist die Bundeslade, in der die Tafeln mit den Zwöf Geboten bewahrt werden.
In dem
mittleren und damit dem Hauptportal der Westfassade thront direkt unter dem Spitzbogen Christus, der mit erhobenen Händen seine Wundmale zeigt, während die Engel neben ihm die Leidenswerkzeuge Kreuz und Lanze halten. Rechts und links knien Maria und Johannes, die sonst unter dem Gekreuzigten zu sehen sind. Aber was passiert in den beiden Streifen darunter? Wir haben unten angefangen. Da öffnet sich die Erde und ganz verschiedene Figuren schieben Deckel zur Seite. Aha, das muss die Auferstehung sein, wenn sich die Gräber öffnen und zum Jüngsten Gericht geblasen wird. Tatsächlich seitlich befindet sich jeweils ein Engel mit Trompete! Darüber steht in der Mitte der Engel Michael mit der Seelenwaage, die auch schon von einem Teufelchen nach unten gezerrt wird. Und neben ihm weitere Teufel. Mit einer Kette ziehen sie die Verdammten hinter sich her. Man sieht es an ihren Gesichtern, dass sie unglücklich sind!
Damit war die Zeit schon um und es hätte noch so viel zu sehen gegeben in und an Notre-Dame. Wer sich noch genauer mit der Westfassade befassen will, für den gibt es diese schöne Website zum Nachlesen.
Wir haben uns nur noch kurz an einer der berühmten
- Grotesken oder Chimären,
die von oben auf die Stadt hinabblicken erfreut. Angeblich sollen sie bösen Zauber abwehren.