Mittwoch, 1. Dezember 2021

"Kun'st mal gucken" - Kunstsurfen-Adventskalender

Hier poste ich meinen Kunst-und Kultur-Geschichts-Adventskalender für das Jahr 2021. Ab dem 1. Dezember gibt es jeden Tag ein Bild (bzw. den Link zu einem Bild), das mit der Weihnachtszeit verbunden ist. 

24. Dezember - WEIHNACHTEN

Allen, die mir bis hierher gefolgt sind, wünsche ich ein frohes Fest! 

Homiliar, 14. Jh., Bodleian Library MS. Douce 185

Natürlich muss dieser Adventskalender mit einem Bild von Christi Geburt enden. Dieses Sujet ist so oft von den Künstlern aller christlichen Jahrhunderte ausgestaltet worden, dass es mir schwer gefallen ist aus dem großen Schatz, der allein online zugänglich ist, auszuwählen. 

Weil mir die Buchmalerei des Mittelalters sehr gut gefällt, habe ich mich für dieses Weihnachtbild aus dem ersten Viertel des 14.Jahrhunderts entschieden. Den oberen Abschnitt nimmt fast ganz die halb liegende Maria ein, die ihr Neugeborenes zeigt. Hinter ihr füttert Josef den Esel und der Ochse sucht in der Krippe nach Nahrung. Unten steht ein von einem Engel gekröntes Königspaar vor einem Evangelisten am Schreib- oder Lesepult, rechts von ihnen werden verschiedene Musikinstrumente gespielt - lauschen wir da einem königlichen Weihnachtsfest? Geschrieben und gemalt wurde dieses Homiliar, dessen Inhalt dem Christfest gewidmet ist, allerdings für eine Gemeinschaft von Nonnen und die müssen auch ihre Freude an den vielen kleinen Bildern am Rande des großen Geschehens gehabt haben ...

Bildnachweis: Homiliary, Bodleian Library MS. Douce 185, Bodleian Libraries, University of Oxford

 23. Dezember

Screenshot der Website des Weihnachtsmanndorfes in Rovaniemi, Finnland

Weihnachten kommt ja nur einmal im Jahr (und immer zu schnell!), deshalb gibt es für alle, die von diesem Fest nicht genug bekommen können, hier Hinweise auf ein paar Orte, an denen immer Weihnachten herrscht:

Da gibt es zum Beispiel das  Deutsche Weihnachtsmuseum in Rothenburg ob der Tauber. 

In Husum in hohen Norden steht das Weihnachtshaus, dort gibt es jedes Jahr eine Sonderausstellung. Dieses Jahr heißt sie "Wenn der Christbaum Mode trägt - Traumwelten aus Glas" und dreht sich um den Christbaumschmuck. 

 Das Weihnachtsmuseum in Salzburg besitzt eine umfangreiche Sammlung von allen Dingen, die irgendwie mit dem Fest und seiner Tradition im Zusammenhang stehen.

Und last not least gibt es in Finnland das berühmte Weihnachtsmanndorf, in dem Santa Claus wohnt. 

Das ist nur eine kleine Auswahl, man findet noch eine Reihe anderer Orte mit Sammlungen, die sich um Weihnachten drehen oder die mit ihrer Weihnachtssammlung werben, wobei manche einfach gern ihre Ware verkaufen wollen ...

22. Dezember

Jetzt werden die Kisten mit dem Weihnachtsschmuck so langsam vom Dachboden oder, wo die Kugeln, Kerzenhalter und Lichterketten sonst aufbewahrt werden, hervorgeholt. Viele Familien haben da so ihre eigenen Traditionen. Aber über den Lauf der letzten hundert oder mehr Jahre hat sich der Christbaumschmuck immer wieder verändert. Und um mit Loriot zu sprechen: "Früher war mehr Lametta". Tatsächlich ist auf Wikipedia zu lesen, dass "im Dezember 2015 auch der letzte deutsche Hersteller, das Unternehmen Riffelmacher & Weinberger aus dem mittelfränkischen Roth, die Produktion einstellte, nachdem die verarbeitete Menge dort von bis zu 50 Tonnen jährlich auf zuletzt nur wenige hundert Kilo zurückgegangen war." 

Im Raum Roth hatte sich im 19. Jahrhundert die „Christbaumschmuckindustrie“ angesiedelt. Die Stadt war das Zentrum der sogenannten Leonischen Industrie, in der Feinmechaniker Metalldrähte und -fäden verarbeiteten - etwa zu Schmuck und Lametta. Die Großhändler von Lameta saßen bereits vor dem Ersten Weltkrieg in Nürnberg. Schon 1569 soll die sogenannte Leonische Feindrahtindustrie von dem Lyoner Drahtzieher Anthoni Fournier und seinen Söhnen im Raum Roth begründet worden sein. Der Name Lametta könnte von dem franzöischen Fachbegriff Lamé kommen. Das ist Gewebe, das glitzert, weil darin Fäden sind, die mit Metallgarn umwickelt sind. Der Begriff Lametta wurde 1784 erstmals in einem Firmenjournal der Rother „lionischen Drahtfabriquen“ Johann Balthasar & Sohn Philipp Friedrich Stieber, nachgewiesen.1882 präsentierte dann die Allersberger Firma Gilardi ein „Christbäumchen, ebenso mit leonischen Drähten verziert“. Drei Jahre später tauchte der Begriff „Lametta“ erstmals in einer Auflage des Brockhaus-Lexikons auf. Schon ein Jahr später wurde vor Ort die erste Fabrik zur Produktion von Christbaumschmuck gegründet.(Zitiert nach https://www.nordbayern.de/region/roth/lametta-ist-in-franken-nur-noch-geschichte-1.4863618

Bildnachweis: Brillant Eislametta. Der vornehmste Christbaumschmuck, Lametta in Verpackung ca. 1960, Herstellungsort: Deutschland, Sammlung: Museum Europäischer Kulturen © Foto: Museum Europäischer Kulturen der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=1067454&viewType=detailView 

 21. Dezember - Winteranfang

Thomastag

„Christus und der ungläubige Thomas“ (Fresko von Thomas von Villach aus dem Jahr 1527) an der Nord-Wand der Pfarrkirche Heiliger Andreas in Thörl-Maglern-Greuth, Gemeinde Arnoldstein

Heute ist Thomastag und zugleich der Tag der Wintersonnenwende, also der kürzeste Tag des Jahres („Ab dem Thomastag wächst der Tag um einen Hahnenschrei“), also ist die Nacht vom 20. auf den 21. Dezember, die Thomasnacht, die längste Nacht des Jahres. Dazu heißt es in dem Buch "Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich" von Theodor Vernaleken (Wien 1859), dass der Heilige Thomas in dieser Nacht mit einem feurigen Wagen herumfährt.

Reinsberg-Düringsfeld, Otto von, Freiherr: Das festliche Jahr https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10016939?page=410,411&q=Lucia  Scan 410

In dem Fresko allerdings wird der christliche Apostel gezeigt, der an der Auferstehung zweifelte und die Wunden Christi mit eigenen Fingern berühren musste, um zu glauben, was er sah...  

Bildnachweis: „Christus und der ungläubige Thomas“ (Fresko von Thomas von Villach aus dem Jahr 1527) an der Nord-Wand der Pfarrkirche Heiliger Andreas in Thörl-Maglern-Greuth, Gemeinde Arnoldstein, Bezirk Villach Land, Kärnten / Österreich / EU  Bildnachweis: Von Johann Jaritz - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 at, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24598925

20. Dezember

Christkindchen und Hans Trapp im Elsaß

Weihnachten rückt näher und wird/bzw. wurde in verschiedenen Gegenden der Welt ganz unterschiedlich gefeiert: Im Elsass ging früher zu Weihnachten das Christkind herum und kündigte durch eine Glocke seine Ankunft an. Auf dem Bild ist es als Frau zu sehen - „in weißem Gewand mit langen, blonden Haaren, gewöhnlich aus Lammwolle, aufgeputzt. Das Gesicht ist mit Mehl geschminkt, auf dem Kopfe trägt sie eine Krone von Goldpapier mit brennenden Wachskerzchen.“ Außer der silbernen Glocke hat sie noch einen „Korb mit Zuckerwerk (dabei). Die Freude der Kinder hat den höchsten Grad erreicht, da verwandelt sie sich mit einem Male in Schrecken und Grauen: Man hört Kettengerassel, und herein tritt Hans Trapp, der Furcht erregende Begleiter des Christkindes, in ein Bärenfell gehüllt, das Gesicht ganz schwarz, mit einem großen Barte und in der Hand eine Ruthe, mit der er droht.“ Natürlich fragt er nach den unartigen Kindern, die sich ängstlich verstecken, während das Christkind für sie bittet und die Kinder Besserung geloben. Dann führt es sie zum Christbaum und zu ihren Geschenken. (Übrigens ist der Christbaum im Bild kein Nadelbaum! Aber was das zu bedeuten hat, weiß ich nicht....)

So steht es in dem Buch von Otto von Reinsberg-Düringsfeld „Das festliche Jahr in Sitten, Gebräuchen und Festen der germanischen Völker“ zu lesen, zu dem das obige Bild als Illustration hinzugefügt ist. Mich erinnert dieses Christkind mit seinem Lichterkranz übrigens an das Fest der Heiligen Lucia, das bei den Skandinaviern gefeiert wird. Der Raubritter Hans Trapp ist anscheinend unter dem Namen Ritter Hans von Trotha (geb. um 1450, gest. 26.10.1503) eine historische Figur gewesen. Bis heute gibt es über ihn besonders im Elsass viele Schauergeschichten. So ist es kein Wunder, dass dort früher nicht Knecht Ruprecht, sondern der wilde Ritter als Kinderschreck auftrat. Inzwischen begleitet er übrigens in der Adventszeit den Heiligen Nikolaus, habe ich gelesen.

Bildnachweis: Christkindchen und Hans Trapp im Elsaß (Von Autor unbekannt - Otto von Reinsberg-Düringsfeld: Das festliche Jahr in Sitten, Gebräuchen und Festen der germanischen Völker.  Mit gegen 130 in den Text gedruckten Illustrationen, vielen Tonbildern u. s. w. Spamer, Leipzig 1863. Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur:  Germ.g. 390 w; S. 380f. https://www.digitale-sammlungen.de/en/view/bsb10016939?page=423 , Copyright: https://rightsstatements.org/page/NoC-NC/1.0/?language=de

19. Dezember - 4. Advent

Mährische oder Herrnhuter Sterne

Der Mährische oder Herrnhuter Stern symbolisiert den Stern von Betlehem. Er ist beleuchtet und hat eine festgelegte geometrische Bauart. Der erste Mährische Stern entstand in den 1830er Jahren an der Knabenschule der Herrnhuter Brüdergemeine in Niesky. Das ist eine Kleinstadt im Landkreis Görlitz in der Oberlausitz. Er wurde als Projekt im Geometrieunterricht der Schüler hergestellt. Schriftlich erwähnt ist ein 110-zackiger Stern, der zum 50-jährigen Bestehen des Pädagogiums in Niesky angefertigt wurde. Um 1880 wurden solche Sterne dann von einem ehemaliger Schüler der Schule in seiner Buchhandlung zum Verkauf angeboten. Dessen Sohn gründete später die Herrnhuter Sternefabrik. Dort werden solche Sterne auch heute noch hergestellt und verkauft. 

Die Entstehungsgeschichte kann man auch hier noch besser nachlesen: https://www.herrnhuter-sterne.de/de/Entstehungsgeschichte.html

Bildnachweis: Von Ulrich van Stipriaan - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=433187

 18. Dezember

Ehre sei Gott in der Höhe. Fröhliche Weihnachten, Papierkrippe um 1910, Gebrauchsort: Würzburg, Ident.Nr. N (31 Q) 244/2014,Sammlung: Museum Europäischer Kulturen
Spätestens jetzt ist es Zeit für die Weihnachts-Krippe, die in vielen Familien unter dem Tannenbaum steht. Dieses hier ist eine Papierkrippe - die war natürlich besonders einfach aufzustellen. An der Rückseite ist eine Schnur angebracht, wenn man daran zieht, dann öffnet sich das Bild in mehreren Ebenen und zeigt dann aufgeklappt in einer Säulenarchitektur mit Palmen im Hintergrund das Jesuskind in der Krippe, neben dem Maria kniet und Josef steht. Vorne kommen die Hirten mit ihren Schafen dazu. Die Krippe stammt aus dem Besitz von Gertrud Blendinger, geb. Lang (1920-2013)

In diesem Blog haben wir uns schon einmal länger mit der Krippenkunst beschäftigt. Das Ergebnis lässt sich hier nachlesen:  https://kunstsurfen.blogspot.com/2019/12/fatschenkinder-und-weihnachtskrippen.html#more

Bildnachweis: © Foto: Museum Europäischer Kulturen der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=1945703&viewType=detailView  MB-digital steht unter einer
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17. Dezember

 

"Oecher Prent", auch Printen-Mädchen, Skulptur von Hubert Löneke, Aachen

 Heute gibt es eine weihnachtliche Backware, die man nicht essen kann. Mir gefallen Skulpturen, die meistens in Fußgängerzonen stehen und auf örtliche Besonderheiten hinweisen. Dieses Printen-Mädchen steht in Aachen an einer Hausecke. Es trägt allerdings eine Aachener Printe von einer Größe, die es in der Realität nur selten geben dürfte. Aber sieht sie nicht stolz und glücklich aus? Sie stammt von Hubert Löneke (1926-2011), einem Aachener Bildhauer. In seiner Stadt stehen noch mehr Plastiken von ihm. Charakteristisch ist jeweils die naturalistische Ausführung seiner Figuren. Aachener Printen sind eine spezielle Art von Lebkuchen. Sie werden etwa seit dem Jahr 1820 in der Stadt gebacken. „Printe“ stammt aus dem englischen „print“  für "drücken". Printen sind eigentlich Gebildbrote, die dadurch entstehen, dass Figuren mit Holzmodeln in den Teig gedrückt werden. 

Und gerade noch entdeckt: Hier findet man eine schöne digitale Ausstellung zum Pfeffer-/Lebkuchen.

Bildnachweis: Skulptur "Oecher Prent", auch Printen-Mädchen, Hubert Löneke, Aachen (Von Catatine - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=74951498)

 16. Dezember


 Heute gibt hier einen Hinweis auf eine sehr schöne Online-Ausstellung zum Thema „Winter und Weihnacht in Buch und Bild“. Sie steht auf der Seite der Staatsbibliothek Bamberg (google arts & culture hat sie auch übernommen) und reicht von Illustrationen der Geburt Christi, über Darstellungen des Christbaums, zu den Leckereien der Weihnachtszeit und schließlich zum Neuen Jahr. Auf das Bild vom "Nussknacker und Mäusekönig" (13. Dezember) bin ich übrigens durch diese Ausstellung gestoßen!

Hier ist der Link und das Bild ist natürlich ein Screenshot von der Website: https://www.staatsbibliothek-bamberg.de/kulturvermittlung/virtuelle-ausstellungen/winter-und-weihnacht-in-buch-und-bild/

15. Dezember

Illustration aus "Around the Yule Log" von Willis Boyd Allen (1855-1938), (Kapitel VI)

In Belgien habe ich den traditionellen Nachtisch kennengelernt, der dort und in Frankreich bei keinem festlichen Weihnachtsessen fehlen darf: die Bûche de Noël. Die im Englischen übrigens Yule Log heißt - zu übersetzen ist das wohl am besten mit Weihnachts-Holzscheit. In englischsprachigen Ländern handelt es sich dabei allerdings tatsächlich um einen Holzscheit und nicht um einen Nachtisch. Doch sind beide eng miteinander verbunden, denn sie kommen aus der Tradition des Weihnachtsfeuers: Das Weihnachtsscheit ist ein großes Holzscheit, das früher in der Feuerstelle des Hauses verbrannt wurde. Es ist ein Symbol für Wohlstand und Glück. Ursprünglich handelte es sich dabei anscheinend um einen großen Baum, der zeremoniell ins Haus gebracht wurde. An Weihnachten wurde er im Kamin aufgestellt und angezündet. Bevor er verbrannt wurde, mussten alle Familienmitglieder darauf sitzen. Dabei wurden Gebete gesprochen und Weihnachtslieder gesungen. Das Verbrennen des Weihnachtsbaums brachte der Familie und den Freunden Glück und vertrieb die bösen Geister. Nach den Weihnachtsfeiern wurde ein Stück des Weihnachtsbaums aufbewahrt, um den Baumstamm im nächsten Jahr anzuzünden.

Im 19. Jahrhundert hat sich diese Tradition dann anscheinend in eine Süßspeise verwandelt! Und bei arte Karambolage gibt es gerade einen sehr netten kleinen Film, wie man sie herstellt und woher sie kommt!

Bildnachweis: https://www.gutenberg.org/cache/epub/43008/pg43008-images.html Project Gutenberg.org file 43008-h.htm

14. Dezember

Little Nemo in Slumberland

Gestern ging es um einen Kindertraum vom Anfang des 19. Jahrhunderts, heute kann man sehen, wie das Thema "Weihnachtstraum" im 20. Jahrhundert zu den Kindern gebracht wurde: als Comic auf der Kinderseite der Tageszeitung. Dort geht es um "little nemo" - man erinnert sich an den berühmten Kapitän Nemo von Jules Verne - und seinen Traum vom fliegenden Weihnachtsmann. Moderne Technik spielt schon eine wichtige Rolle, denn da wird in den ersten beiden Bildern erstmal telefoniert, bevor wir mit Nemo in den Norden zum Wohnsitz der Weihnachtmannes ziehen, der sich aber gerade mit seinen Geschenken zu den Kindern aufgemacht hat und zwar mit moderner Flugtechnik. Das geht nicht gut! 

Bildnachweis: The New York herald, (Paris), 12.12.1909 Bibliographische Aufnahme: http://catalogue.bnf.fr/ark:/12148/cb391150993, Identificativo : ark:/12148/bpt6k4130932x, Herkunft : Source gallica.bnf.fr / Bibliothèque nationale de France , département Droit, économie, politique, GR FOL-PB-1751 (BIS)

13. Dezember

Nussknacker & Mäusekönig .. in X fein illuminirten Kupfertafeln 

Das Märchen „Nussknacker und Mäusekönig“ von  E.T.A. Hoffmann wurde um 1840 von Peter Carl Geissler (1802-1872) in zehn Tafeln illustriert herausgegeben. Das Bild der Weihnachtsbescherung zeigt einen reichen Gabentisch mit geschmücktem Tannenbaum. Die beiden Kinder, ein Junge und ein Mädchen, erhalten u.a. einen Pferdestall und ein Puppenhaus und natürlich den Nussknacker, um den sich die Geschichte dreht. Mehr über das Märchen erfährt man auf Wikipedia, das ganze Bilderbuch kann man hier ansehen und die Geschichte kann man hier nachlesen.

Bildnachweis: Nussknacker & Mäusekönig ein allerliebstes Kindermährchen nach E. T. A. Hoffmann oder neueste Bilderlust in X fein illuminirten Kupfertafeln nach Original-Zeichnungen von P. C. Geißler, Seite I, Digitale Sammlungen der Staatsbibliothek Bamberg, https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000002516 , Nutzungsrechte CC BY-SA 4.0

 12. Dezember - 3. Advent

Charles Martin, L'Arbre Merveilleux / Costumes d'enfants pour Noël, (Der wunderbare Baum/Kostüme für Kinder zu Weihnachten)  1914

Dieses Bild stammt aus einer französichen Modezeitschrift für das Jahr 1914 und erzählt eine Geschichte über das Weihnachtsfest, die ich bisher noch nicht kannte. Hier wird die Bescherung ganz offensichtlich zum Kostümfest für Kinder: Von links nach rechts stehen vor dem Baum ein Mädchen in Strumpfhosen mit großer Schleife auf dem Rücken, ein Junge in gestreiften Hosen mit einer taillierten Jacke und ein Mädchen mit einem an das Rokoko erinnnernden Reifrock, sowie ein Kleinkind mit Puppe, das anscheinend nicht kostümiert ist. Und sie alle schauen zu einem Baum auf, der mit Geschenken und Kerzen dekoriert ist, wobei die Puppen schon etwas wie Piraten oder Verbrecher aussehen oder?

Bildnachweis: Gazette du Bon Ton, 1914 - No. 1, Pl. III: übernommen von https://www.rijksmuseum.nl/en/collection/RP-P-2009-1934-3

11. Dezember

Mina Lowry (1894 - 1942),

Weihnachtsbaum-Puppe, um 1936, Wasserfarben u.a. auf Papier

Dieses Bild eines Rauschgoldengels stammt aus Amerika. Es entspricht nicht ganz dem Nürnberger Ideal, weil er einen zweistufigen Rock trägt und eine gebogene Girlande in den Händen hält. Deshalb hier zum Vergleich ein Link auf einen originalen Nürnberger Engel. Mehr über diese "Engel-Art" erfährt man natürlich auf Wikipedia. Hier nur kurz: Die Tradition der Nürnberger Rauschgoldengel geht bis anscheinend in das 18. Jahrhundert zurück. Rauschgold (Messingblech) wurde früher für den langen gefältelten Rock des Engels verwendet. Gefaltet "rauscht" es, wenn man es bewegt. Über dem Rock trägt der Engel eine bunte Schürze und ein Mieder. Alles zusammen ähnelt der Tracht dieser Nürnberger Gegend. Die Figur steht in Verbindung mit dem Puppenmacherhandwerk der Stadt Nürnberg und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts sozusagen runderneuert in Form des heute typischen „Alt-Nürnberger Rauschgoldengels“ mit streng geometrischen Formen. Mit der Fertigung dieses Weihnachtsschmucks gab der Verein für deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur (heute Frau und Kultur e. V.) Kriegerwitwen und Kriegsinvaliden Arbeit. Die Engel wurden und werden - wenn es ihn denn gibt - für wohltätige Zwecke in speziellen Buden auf dem traditionellen Christkindlesmarkt der Stadt verkauft.

Bildnachweis: National gallery of Art, Washington: https://www.nga.gov/collection/art-object-page.27647.html Public domain 

 10. Dezember

Zur Dekoration des Weihnachtsbaumes gehören für mich unbedingt brennende Kerzen, auch wenn die Gefahr eines Brandes nicht von der Hand zu weisen ist. Also immer schön aufpassen! 

Das Interessante ist, dass man selbst anhand von Kerzenverpackungen Design-Geschichte verfolgen kann. Die Verpackung aus der Zeit um 1900 zeigt die farbige Abbildung von zwei Kindern, die einen Weihnachtsbaum schmücken, noch ganz im Stile der Gründerzeit. Ganz anders die zweite Verpackung von 1970/79, die in ihrer grafischen Gestaltung der Tannenbäume und der klaren Abgrenzung der Farbflächen an die Ideen des Bauhauses erinnert! 

 

Bildnachweis: Kerzen 1 Weihnachtsdekoration - Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Germany - CC BY-NC-SA. https://www.europeana.eu/de/item/08547/sgml_eu_php_obj_z0027018

Kerzen 3 Weihnachtsdekoration von VEB Wittol Wittenberg Lutherstadt [Production] - Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Germany - CC BY-NC-SA. https://www.europeana.eu/de/item/08547/sgml_eu_php_obj_z0027019

 9. Dezember

 

Das Schicksal des Christbaums, Münchener Bilderbogen 18. 1865, Nro. 409-432

Ist es schon Zeit einen Tannenbaum zu kaufen? Bei mir kommt er erst am Weihnachtstag in die Stube und wird geschmückt. Auf dem Bilderbogen kann man sehen, wie es mit ihm im 19. Jahrhundert  weiterging. Gleichzeitig geben die Bilder einen schönen Einblick in das bürgerliche Weihnachtsfest. Wir werden sozusagen direkt in die Wohnstube einer jungen Familie geführt. War gar nicht so anders damals als heute oder?

Übrigens gab es die Münchener Bilderbogen - in diesem Post gibt es ja schom am 4. Dezember einen zu sehen - auch als Jahresbände mit 24 Bogen, also zwei pro Monat. Die lagen dann auch als Weihnachtsgeschenk für Kinder unter den Baum, wie z.B. in der Weihnachtsgeschichte "Unter dem Tannenbaum - eine Dämmerstunde von Theodor Storm zu lesen ist. 

Bildnachweis: Das Schicksal eines Christbaums, https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/muenchener_bilderbogen1865/0016 Public Domain http://creativecommons.org/publicdomain/mark/1.0/deed.de

8. Dezember

Heinrich Zille, Berliner Weihnachtsmarkt, um 1900

 Manchmal ist Weihnachten gar nicht das tolle Christfest, das die Familie glücklich gemeinsam feiert. Es hat immer Menschen gegeben und gibt sie auch heute, denen es am Nötigsten mangelt, und andere, die einsam sind und niemanden im Leben haben.

Das Bild das Heinrich Zille vom Weihnachtsmarkt gezeichnet hat, verkörpert für mich diese Not: Da sitzen zwei kleine Mädchen vor dem von Tannenbäumen verstellten Männerpissoir (sieht man, wenn man auf das Original in Wikimedia geht!) auf einem Absperrbalken und kauern sich dicht aneinander, während eine Frau ihnen den Rücken zuwendet. Sie sehen verloren aus oder?

Bildnachweis: Von Hendrike 20:18, 17 December 2007 (UTC) - Das große Zille-Album, 1957 (Original 1904), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3241982

 

7. Dezember 

 

Zeithainer Riesenstollen 1730

Stollenbacken gehört für mich zur Vorweihnachtszeit dazu. Jetzt habe ich auch mal ein wenig nach dem Ursprung dieses Gebäcks geforscht und bin dabei auf den Zeithainer Riesenstollen gestoßen. Er wurde 1730 mit großem Aufwand für das Lustlager Augusts des Starken, einer prachtvollen Truppenschau, produziert und bildete einen besonderen Höhepunkt des Festes. Gebacken wurde er vom Dresdner Bäckermeister Johann Andreas Zacharias und sechzig Bäckerknechten. Er war 1800 Kilogramm schwer, 18 Ellen lang (etwa 7 Meter), 8 Ellen (etwa 3 Meter) breit und 30 Zentimeter dick. 

Dafür wurde eigens von Matthäus Daniel Pöppelmann ein Ofen gebaut und der fertige Stollen wurde vom Backhaus Mühlberg aus auf einem von acht Pferden gezogenen Wagen in Augusts Lager gebracht. 

Dort wurde das Backwerk am 29. Juni 1731 mit dem dadurch berühmt gewordenen „Großen Stollenmesser“ angeschnitten, in 24.000 Portionen aufgeteilt und an die Gäste und die Truppen ausgegeben. Der etliche Meter lange Kuchen (je nach Quelle 13 Ellen lang oder größer) wurde von zeitgenössischen Berichterstattern als „Butter-Stollen“ oder „Striezel“ bezeichnet. 

Auf dem Bild sieht man den langen Stollen auf einem Wagen, der von vier Pferdepaaren gezogen wird. Links hinten steht der Backofen mit einem Aufbau zum Hineinschieben den Stollens!

Dazu siehe auch Dresdener Stollen bei Wikipedia.

Bildnachweis: Zeithainer Riesenstollen 1730 (Von Autor unbekannt - Die Geschichte des Dresdner Stollenfestes, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6246700 )

 

6. Dezember - Nikolaustag

Saint Nicolas of Myra, um 1470, italienischer kolorierter Holzschnitt

Zum Heiligen Nikolaus haben wir hier in diesem Blog schon einmal eine ganze Stunde gesurft, deshalb verweise ich hier auf diesen Post: https://kunstsurfen.blogspot.com/2018/12/der-heilige-nikolaus.html und schreibe nicht noch mal, was dort schon steht! 

Aber weil es dort nicht zu lesen ist: Auf diesen Bild sieht man den Heiligen als Bischof von Myra und links ganz klein sind die drei Jungfrauen mit betend erhobenen Händen und zu Füßen des Nikolaus die drei - goldenen - Äpfel!

Bildnachweis: Credit Line: Print Purchase Fund (Mr. and Mrs. J. Watson Webb) Italian 15th Century (artist), This image is in the public domain Creative Commons Zero (CC0). https://www.nga.gov/collection/art-object-page.57455.html

5. Dezember - 2. Advent

Anonymer Schweitzer Künstler, Heilige Barbara in einer Landschaft, 1515, früher der Schule des Niklaus Manuel Deutsch (1484–1530 Bern) zugeschrieben, Zeichnung

Gestern war Barbara-Tag und ich hatte ihn ganz vergessen, obwohl sie meine Namenspatronin ist. Wahrscheinlich kennt jeder der Brauch an diesem Tag Kirschbaumzweige (oder Apfelbaumzweige oder alle Zweige von blühenden Bäumen?) zu schneiden und in eine Vase zu stellen, damit sie dann an Weihnachten blühen und schon auf den kommenden Frühling hinweisen? Warum wurde dieser Brauch gerade mit der Heiligen Barbara verbunden?  Er soll darauf zurückgehen, dass die Heilige auf dem Weg in das Gefängnis an einem Zweig hängenblieb, der abbrach. Sie stellte ihn ins Wasser und er blühte an dem Tag ihrer Enthauptung.

Das Bild zeigt die Heilige, die durch eine Berglandschaft geht (ist sie auf dem Weg zu ihrem Martyrium? Ihr wurde der Kopf abgeschlagen...). Ihr Symbol, der Turm, in dem sie - sozusagen in Isolationshaft - gefangen gehalten wurde, ist im Hintergrund zu sehen; auf der anderen Seite aber auch ein Dorf mit einer Kirche, also vielleicht ein Hinweis darauf, dass ihr Martyrium nicht umsonst war. Barbara selbst trägt einen Kelch und hält eine Hostie hoch. Und vielleicht hat sie auch gerade mit ihrem Kleid einen Ast abgerissen?

Durch ihre Gefangenschaft ist sie übrigens zur Patronin für all jene geworden, die eingeschlossen sind: Für Bergleute, Tunnelbauer und Gefangene und auch für jene, die vom Tod betroffen sind: Sterbende und Bestatter. Zugleich gehört sie zu den NothelferInnen und wird von jenen angerufen, die sich selbst in Gefahr begeben, um andere zu schützen.

Bildnachweis: Metropolitan Museum of Art, Public domain https://www.metmuseum.org/art/collection/search/335039   

 4. Dezember

„Herr Winter“, Bilderbogen von Moritz von Schwindt zu dem Gedicht „Der Winter“ von Hermann Rollett

Gestern war bei uns alles weiß (heute ist es schon wieder vorbei), deswegen passt für mich das Bild vom Winter besonders gut. Es ist eine Illustration für die "Fliegenden Blätter", eine humoristische und satirische Zeitschrift des 19. Jahrhunderts. Moritz von Schwindt hat ein Gedicht von Hermann Rollett mit seinen Zeichnungen versehen. Letzterer war ein politischer Dichter mit republikanischer Gesinnung. Sein Untertitel für den Gedichtzyklus lautete "Eine Zeitgeschichte" und der Winter stand nicht nur für Kälte, sondern auch für politische Unterdrückung des Freiheitswillens, der im Volk vorhanden war. Frühling bedeutete entsprechend den politischen Aufbruch zur Zeit der Märzrevolution. Dieser Frühling fand während der Herrschaft des Winters in der Dichtung einen Rückzugsort.

Im Text des Bilderbogens finden sich solche politischen Anspielungen allerdings nicht mehr. Der originale Gedichtzyklus und weitere Informationen sind hier nachzulesen: http://www.goethezeitportal.de/digitale-bibliothek/quellen-und-studien-zur-bildungs-und-kulturgeschichte/moritz-von-schwind-herr-winter.html

Und über den Winter gibt es auch einen eigenen Post auf diesem Blog: https://kunstsurfen.blogspot.com/2014/12/der-winter.html 

Bildnachweis: (Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=489699)

 3. Dezember

  
Giovanni Battista Ruoppoli (1629–1693), Stilleben mit Nüssen, Trauben, Äpfeln und Feigen

Beim Thema Weihnachten fällt mir der Vers „Apfel, Nuss und Mandelkern essen fromme Kinder gern“ ein – also tatsächlich heißt es sogar „fressen“ und der Vers stammt aus dem Gedicht „Knecht Ruprecht“ von Theodor Storm (1817-1888), das man hier nachlesen kann. Deswegen habe ich nach einem Bild mit Nüssen gesucht und dieses hier gefunden. Denn Nüsse wurden gern auf Stillleben dargestellt. Sie können als Sinnbild des Menschen gelten: Dann steht die grüne Umhüllung als Symbol für das Fleisch, die harte Schale für die Knochen und der Kern für die Seele. In Märchen und Sagen schließen Nüsse mit ihrer harten Schale manchmal geheimnisvolle Inhalte ein. In der Antike dagegen galt die Nuss als Fruchtbarkeitssymbol: Römische Brautleute bekamen häufig Walnüsse geschenkt, wie man hier lesen kann.

Bildnachweis: von Web Gallery of Art: Abbild  Info about artwork, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15397621

 2. Dezember

 

Der Lebküchner

Dieses Bild stammt aus einer Handschrift der Stadtbibliothek Nürnberg aus der Zeit um 1520, in der Berufe beschrieben sind. Auch damals gab es also schon spezialisierte Bäcker für dieses weihnachtliche Gebäck. In diesem Bild steht der Bäcker an seinem Tisch und hält einen großen Lebkuchen in Händen. Dabei hat er einen langen Brotschieber unter den Arm geklemmt. Im Hintergrund sieht man den gemauerten runden Backofen. Die Lebkuchen auf dem Tisch sind dabei ziemlich groß und es ist nicht klar, ob derjenige, der das gemalt hat, ihre Qualität als Lebkuchen betonen wollte oder ob man damals wirklich so große Kuchen hatte.

Bildnachweis: Handschrift Stadtbibliothek Nürnberg Amb. 279.2°, Folio 11 verso (Landauer I), Lebküchner (Von Autor unbekannt - https://hausbuecher.nuernberg.de/75-Amb-2-279-11-v/data, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5336682ebkuchen 

1. Dezember


 "Weihnachtsuhr für Kinder" 1910
  

 
Der weltweit erste Adventskalender wurde von der Hamburger Evangelischen Verlagsbuchhandlung Trümpler gedruckt. Sie brachte im Spätherbst 1902 einen Adventskalender auf den Markt, der dem Zifferblatt einer Uhr entlehnt war, allerdings nur die Hälfe der Zeit abdeckte, nämlich vom 13. bis 24. Dezember. Unter den Tagen stehen die Anfänge von Weihnachtsliedern. Die Bilder rundherum sind typisch für die Alltagskultur um 1900.
 
Der erste Adventskalender, der die gesamte Adventszeit umfasste, erschien 1908 aufgrund einer Idee des schwäbischen Pastorensohnes Gerhard Lang. Dieser „Münchner Weihnachtskalender“ erschien unter dem Titel „Im Lande des Christkinds“. Es war ein farbiger Bastelbogen, aus dem die Kinder jeden Tag eines von 24 Bildern ausschneiden sollten. Kalender mit Türchen kamen Anfang der zwanziger Jahre auf den Markt. Zuerst verbargen sich hinter den Türchen Bibelverse und Liedtexte, dann auch Bilder von Weihnachtsmännern, Engeln und Märchenfiguren.  
 

Bildnachweis: 2. Auflage bei Johannes Schrodt 1910 in Frankfurt a. Main. Erste Ausgabe 1902 in Hamburg, Ev. Verl. Friedrich Trümpler (Von Uploader Dr. Bernd Gross - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38297833)