Max Beckmann, Perseus-Triptychon (Quelle: Von Max Beckmann - https://www.flickr.com/photos/wm_archiv/38078142485/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=98576802) |
Natürlich haben wir uns vorne weg ein wenig mit dem Leben von Max Beckmann beschäftigt, der 1884 in Leipzig geboren wurde und 1950 in New York starb. Er war ein vielseitiger Künstker, dessen Gemälde und Grafiken besonders durch seinen markanten "figurenstarken" Stil bekannt geworden sind. Im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern hat er Gegenstandslosigkeit, die nach dem Ersten Weltkrieg aktuell wurde, niemals viel abgewinnen können. Seine Beziehung zu Frauen wird in der Ausstellung schon im Titel besonders thematisiert. An erster Stelle stehen seine beiden Ehefrauen: Minna Tube lernte er 1903 auf der Kunsthochschule in Weimar kennen, in der sie zu einer der ersten Schülerinnen gehörte. Sie heirateten drei Jahre später und bekamen einen Sohn. Weil ihr Mann es wollte, hörte Minna auf zu malen und wurde eine erfolgreiche Sängerin.
1925 ließ das Paar sich scheiden, weil Beckmann sich in Mathilde (Quappi) Kaulbach, die Tochter des berühmten Münchener Malers Friedrich von Kaulbach verliebt hatte und sie heiratete, wobei die Bindung an Minna weiterhin bestehen blieb.
Wir haben uns zuerst angeschaut, wie der Maler sich selbst dargestellt hat. Ein frühes Selbstbildnis hat er als Sechszehnjähriger gemalt
- Selbstbildnis mit Seifenblasen, um 1900
Zum Nachsurfen braucht es dieses Mal etwas mehr Information, weil viele Bilder in guter Qualität nur in der "ZDF-Kunsthalle" zu finden sind. Dort muss man als erstes die Startseite der Ausstellung aufrufen um dann weiter zu den Bildern zu kommen. Also bitte folgenden Weg gehen:
- Ausstellung aufrufen: https://digitalekunsthalle.zdf.de/beckmann/index.html#tp0
- dort auf den roten Button: "Ausstellung betreten" klicken
- rechts unten das Feld "Raum 1, Das Selbst/Das Doppelselbst" anklicken
- in dem sich öffnenden Menü zu "Selbstbildnis mit Seifenblasen, um 1900" scrollen und es anklicken (man kann es dann mit der Maus vergrößern und verkleinern, rechts unter dem Button "i" gibt es die Informationen zum Bild).
Uns fiel der Gegensatz zwischen der Weichheit der Farbübergänge und der Kantigkeit des Kopfes auf. Dass Seifenblasen ein Zeichen für Vergänglichkeit sind, war ebenfalls Thema und auch der dunkle Himmel, der in der Ferne aufzureißen beginnt, den man aber auch umgekehrt interpretieren kann, dass nämlich die dunklen Wolken bald den Himmel ganz überziehen werden.
Dagegen gesetzt haben wir das
- Selbstbildnis im Smoking, 1927
(in besserer Auflösung in der ZDF-Kunsthalle im Untermenü von Raum 1 - s.o.- unter diesem Titel aufrufen)
Die Handhaltung hat uns als erstes beschäftigt. Wie steht der Künstler eigentlich da? Das sieht ungeheuer selbstbewusst aus, fanden wir. Und dann die Kleidung: Ein Smoking, kennt den noch jemand? Das ist doch ein sehr festliches und teueres Gewand. Trug man nur in der besten Gesellschaft oder? Was bedeutet es, wenn ein Maler sich so kleidet? Und wie ist das Verhältnis von Hintergrund und Figur? Die Helligheit hebt die dunkle Gestalt deutlich hervor, fanden wir.
Das Thema "weiblich-männlich" kam dann mit dem
- Doppelbildnis Max Beckmann und Minna Beckmann-Tube, 1909
(auf der Webseite bitte herunterscrollen, es kommen drei Bilder in einer Reihe, ganz links ist das Doppelbildnis zu sehen! In der ZDF-Ausstellung ist in Raum 1 unter dem Titel "Doppelbildnis" ein falsches Bild widergegeben! Der Text dort informiert über das richtige Bild, das unter dem Link oben zu finden ist.)
ins Gespräch und wir verglichen es mit dem Gemälde
- Anton van Dyck (1599-1641), Doppelbildnis eines Ehepaares, um 1645.
Die ähnliche dunkle Farbigkeit fiel sofort ins Auge. Aber es wurde auch angemerkt, wie unterschiedlich die Anordnung des Paares ist. Minna Tube-Beckmann wirkte auf uns leicht depressiv. Es sieht so aus, als ob sie sich an ihren Mann anlehnt und zudem ist sie sitzend und damit kleiner dargestellt als er, der neben ihr steht. Tatsächlich kann sie sich aber gar nicht an ihn anlehnen. Sieht man genauer hin, dann stützt er sich hinter ihr auf die Lehne ihres Stuhls auf und rückt damit etwas von ihr ab. Wie anders das Paarbild aus dem 17. Jahrhundert, in dem beide auf gleicher Höhe dargestellt und durch ihre Hände verbunden sind!
Aus Raum 1 sind wir dann gleich in Raum 4 zum Thema "Macht und Ohnmacht" übergewechselt (in der ZDF-Kunsthalle unten rechts mit dem Pfeil bis zu Raum 4 nach recht klicken) und haben das Bild angesehen:
- Simson und Delilah, 1912
Erinnert sich jemand an die Geschichte? Simson (oder Samson) war ungeheuer stark und konnte mit bloßen Händen einen Löwen zerreißen, aber er hatte eine Schwachstelle: Wurde sein Haar geschoren, verlor er seine Kraft. Er verliebte sich in Delila. Sie entlockte ihm das Geheimnis seiner Stärke und verriet es an seine Feinde die Philister, die ihn daraufhin gefangen nehmen konnten. Natürlich sprachen wir zuerst über die üppige Frau im Mittelpunkt des Bildes, die den zu ihr herankriechenden Mann mit dem Finger am Mund mahnt still zu sein. Auch dieses Paar ist zwar durch die gemeinsame Liegestatt verbunden und doch zugleich getrennt, denn Simson wendet sich von den lockenden Reizen Delilahs ab und schaut in die Ferne...
Im selben Raum ist auch das Bild des "Prometheus" zu finden:
- Prometheus (Der Hängengebliebene), 1942
Es stammt aus der Zeit, in der Beckmann im Exil in den Niederlanden lebte. Und in der ZDF-Kunsthalle ist zu lesen, dass der Künstler sich in diesers Zeit verstärkt mit dem Thema Abhängigkeit und Fremdbestimmtung versus Freiheit und Eigenständigkeit auseinandersetzte. Es brauchte ein wenig, bis wir die Vögel auf Schulter und an der Brust sahen. Wie war das noch mit Prometheus? Er hatte den Menschen das Feuer gebracht, obwohl ihm Zeus das verboten hatte. Zur Strafe wurde er an einen Felsen gefesselt, wo ein Adler von seiner Leber frass, die immer nachwuchs. Aber was ist unter dem Gefesselten zu sehen? Ein Gelage? Ein Koch, Speisen, nackte Frauen, alles als ob es im Wasser schwimmt...
Dazu passt vielleicht ein Zitat des Künstlers: „Worauf es mir in meiner Arbeit vor allem ankommt, ist die Idealität, die sich hinter der scheinbaren Realität befindet. Ich suche aus der gegebenen Gegenwart die Brücke zum Unsichtbaren – ähnlich wie ein berühmter Kabbalist es einmal gesagt hat: `Willst du das Unsichtbare fassen, dringe, so tief du kannst, ein – in das Sichtbare.´ Es handelt sich für mich immer wieder darum, die Magie der Realität zu erfassen und diese Realität in Malerei zu übersetzen. – Das Unsichtbare sichtbar machen durch die Realität. – Das mag vielleicht paradox klingen – es ist aber wirklich die Realität, die das eigentliche Mysterium des Daseins bildet!“
Als nächstes wollte ich eigentlich im Raum 6 das Bild
- Der Vampir, 1947/8
ansehen und es mit dem gleichnamigen Bild von
- Edward Munch, Vampir, 1893
vergleichen, weil Max Beckmann diesen Maler sehr verehrte. Als drittes Bild wollte ich noch in Raum 6 Beckmanns Grafik
- Dream, 1947
dazu nehmen. Aber da streikten die KunstsurferInnen und wollten etwas Schöneres zum Abschluss sehen. So landeten wir im selben Raum bei
- Odysseus und Kalypso, 1943
und unterhielten uns darüber, dass auch in diesem Bild die Beziehung des Mannes zur Frau fast ein wenig desinteressiert wirkt, obwohl sie mit ihrem nackten Körper ihn geradezu zu umgarnen scheint. Und was bedeuten die Tiere im Bild? Vielleicht gibt ja diese Interpretation des Bildes ein wenig Aufschluss...