Donnerstag, 26. März 2015

Dahl und Friedrich – romantische Landschaften

Caspar David Friedrich, Zwei Männer in Betrachtung
des Mondes, zwischen 1819 und 1820 (Quelle)
Diese Ausstellung ist bis zum 3. Mai 2015 im Albertinum in Dresden zu sehen, nachdem sie gerade vorher im Osloer Nasjonalmuseet für eine große Besucherzahl gesorgt hatte. 

Es geht dabei um nicht nur um die Freundschaft zwischen dem deutschen Maler Caspar David Friedrich und dem Norweger Johan Christian Dahl, sondern auch um die Entwicklung der Landschaftsmalerei der Romantik und die besondere Rolle Caspar David Friedrichs, die gerade im Vergleich zu den Bildern Dahls sichtbar wird. Jedenfalls haben wir das beim Kunstsurfen so empfunden, obwohl wir ja immer nur einige wenige Bilder ansehen. 

Wie immer haben wir mit den Informationen auf Wikipedia angefangen, die bei Dahl eher bescheiden ausfallen, während Friedrich sehr ausfürhlich gewürdigt wird. Hier nur so viel: Friedrich - 1774 in Greifswald geboren - war mehr als zehn Jahre älter als Dahlm der1788 in Bergen zur Welt gekommen ist. Beide studierten an der Kunstakademie in Kopenhagen. Beide trafen sich dann später in Dresden, wo Dahl im selben Haus wie Friedrich lebte. Dort entwickelte sich ihre Malerfreundschaft. 

Angesehen und verglichen haben wir uns zuerst zwei Bilder von Hünengräbern:

Dahl, Hünengrab bei Vordingborg im Winter, 1824-1825 

Friedrich, Hünengrab im Schnee, 1807 (zu diesem Bild gibt es ausführliche Informationen auf einer eigenen Wikipedia-Seite.

Ein Foto von beiden Bildern in der Ausstellung (Achtung es ist in der Reihe das 6. Bild!) zeigt, wie gut dort die Vergleichsmöglichkeit ist, die man am Computer natürlich auch dadurch herstellen kann, dass man den Browser zweimal öffnet, verkleinert und damit die Bilder nebeneinander stellt. 

Das Hünengrab im Zentrum des Bildes zog natürlich die Aufmerksamkeit auf sich, auch wenn es anfangs nicht als solches gedeutet wurde (Assoziation war z.B. "riesiges Sofa" und der Hinweis auf die Bilder bei Asterix und Obelix, der aber in der Verifizierung ergab, dass die Darstellung doch nicht so unähnlich ist ;-)) ).Uns fiel auf, wie genau Dahl die Landschaft im Mittelgrund wiedergegeben hat, man kann sogar auf der rechten Seite den Jäger mit dem Hund (Schäferhund?) erkennen, wenn man das Bild entsprechend vergößert. 

Bei dem Bild von Friedrich kam ein Gefühl der Unwirklichkeit auf und die Frage, warum fällt mir dazu der Maler Dalí ein. Surrealismus war dann das Stichwort, das zwar einen anderen Stil meint, aber dieses Gefühl doch ganz gut beschreibt, wie ich finde. Als "befremdlich" wurde wahrgenommen, dass die Äste der Bäume abgesägt sind, dass der Hintergrund völlig verschwimmt, dass die Bäume fast wie Menschen miteinander "im Gespräch" zu sein scheinen, das Gefühl von Erstarrung und Tod. Beigesteuert zur Bedeutung der Eichen habe ich dann noch das Gedicht von Theodor Körner "Die Eichen" von 1810, das zeigt wie dieser Baum und die Relikte der Ur- und Frühgeschichte in der Romantik mit dem neu aufkommenden Nationalgefühl verbunden wurde. 

"...
Alter Zeiten alte, treue Zeugen, 
 Schmückt euch doch des Lebens frisches Grün,
Und der Vorwelt kräftige Gestalten
Sind uns noch in eurer Pracht erhalten.
...."

Wieweit die Birke in Norwegen ein ähnliches Nationalgefühl hervorgerufen hat, ist mir persönlich nicht so klar, auch wenn ich es in irgendeinem Text zur Ausstellung gelesen habe. Trotzdem ist der Bezug zu einem weiteren frühgeschichtlich bedeutsamen Ort nicht uninteressant, den das Bild von

Dahl, Slindebirke Winter, 1838

herstellt. Mehr zu diesem Bild und die Antwort auf die Frage, ob diese Maler draußen gestanden und gemalt haben (wäre ganz schön kalt gewesen!), gibt dieser Link

Mit den nächsten beiden Bilder gingen wir zum Thema Stadtansichten über. Beide zeigen Dresden, aber wie unterschiedlich haben die Maler ihr Thema wiedergegeben:

Dahl, Blick auf Dresden mit Vollmondschein, 1839 (Dieses Bild erscheint in den meisten Wiedergaben ausgesprochen dunkel, so dass man sich bemühen muss etwas darauf zu erkennen. Es gibt allerdings auch eine farblich viel hellere Wiedergabe im Netz, auf der man sehr viel mehr erkennen kann. Wie dieser Unterschied zustande kommt, ist mir unklar. Liegt es nur daran, dass man auf dieser Seite Repliken bestellen kann?) Auf den ersten Blick wirkt dieses Bild sehr romantisch düster; eine Stadtkulisse mit der Widerspiegelung des Mondlichts auf dem Wasser der Elbe. Dann aber haben wir festgestellt, dass der Vordergrund sehr belebt ist; mit Frauen, die Wäsche aufhängen; einem Boot, auf dem zwei Feuer brennen, Menschen, die ihre Pferde im Wasser tummeln und einer Frau, die auf die Elbe schaut. Auch in der Stadt herrscht leben, denn man sieht in vielen Fenstern Licht.

Ganz anders das Bild 
Es erstrahlt zwar geradezu im Glanz der Abendsonne, aber menschliches Leben gibt es in diesem Bild nicht. Der Himmel und sein "überirdisches" Licht spielt die Hauptrolle, der Vordergrund ist nur eine schmale Bühne und die Stadtsilhuette erscheint wie eine Kulisse.

Als letztes haben wir
Johan Christian Dahl, Blick über eine Felsenschluchtmit Wasserfall, 1823 (das ist in der Bilderstrecke das Bild Nr. 6)  betrachtet und uns überlegt, was die beiden Männer bloß sehen, denn zum Wasserfall im Hintergrund schauen sie nicht. Blicken sie in einen Abgrund oder unterhalten sie sich nur? Thema waren auch die realistische Darstellung der Gebirgsnatur - wir tippten auf Elbsandsteingebirge; der Weg, der sich rechts durch die Tannen schlängelt und die Akribie, mit der diese Bäume gemalt sind, so dass man meint jede Tannennadel einzeln erkennen zu können.

Und dann das Bild von 
Friedrich, Zwei Männer in Betrachtung des Mondes, 1819/20 (Auch dazu gibt es eine eigene Wikipedia-Seite)
Eigentlich verbindet diese beiden Bilder nur, dass auf beiden die Maler wahrscheinlich sich selbst auf einem gemeinsamen Spaziergang/Wanderung dargestellt haben. (Ach so ja Friedrich hat das Bild Dahl geschenkt!) Aber wie anders sieht Friedrich diesen Gang. Es ist deutlich zu erkennen, dass es sich um einen älteren Mann, mit Stock, und einen jüngeren handelt, der ihm seinen Arm auf die Schulter gelegt hat. Diskutiert haben wir, ob sich der jüngere auf den Älteren stützt oder nur ihm die Hand auf die Schulter legt. Es ist Nacht - bei Dahl tippten wir auf Sonnenuntergang -, die beiden Männer sind ebenfalls in den Bergen stehen geblieben und scheinen in einen Abgrund zu blicken, über ihnen die Mondsichel, um sie winterliche Dunkelheit und neben ihnen eine große blattlose Eiche, deren Instabilität die Furcht erweckt, sie könnte jeden Augenblick in Tiefe fallen. Wenn da der Unterschied zwischen den beiden Malern nicht mit den Händen zu greifen sind, wo dann?