Montag, 30. Januar 2017

Das neue Museum Barberini

Die App des Museums Baberini
Vor Kurzem wurde das Museum Barberini in Potsdam eingeweiht und das war natürlich ein Anlass es auch gleich virtuell zu besuchen, besonders da es auch eine eigene App des Museums (Apple/Android) gibt, mit der man die Räume des wiederaufgebauten Palais Barberini durchwandern kann. Es gibt in ihr Bild- und Tondokumente zur bewegten Geschichte des Gebäudes und Erinnerungen von Zeitzeuginnen des historischen Palais Barberini, aber auch Führungen durch die laufenden und durch kommende Ausstellungen.

Leider lässt sich die App bisher nur auf das Smartphone hochladen. Für das Tablet, auf dem man natürlich zu Hause die Bilder sehr viel besser sehen könnte, scheint es sie - noch? - nicht zu geben. Hoffentlich ändert sich das noch!
Für alle, die sich auch ohne App einen Überblick über die ausgestellten Bilder verschaffen wollen, gibt es aber immerhin eine englische (! - auf deutsch habe ich sie nicht gefunden) Pressemitteilung, in der ab Seite 26 die Bilder des Museums abgebildet sind!



Bis zum 28. Mai zeigt das Museum Barberini drei große Eröffnungsausstellungen:

- Impressionismus. Die Kunst der Landschaft

- Klassiker der Moderne. Liebermann, Munch, Nolde, Kandinsky

-  Hinter der Maske. Künstler in der DDR. Aus der Sammlung des Museums Barberini

Bis zum 11. Februar kann man zudem die Ausstellung über das Palais Barberini - Geschichten eines Hauses - sehen, in dem es um den historischen Bau und seinen originalgetreuen Nachbau geht, in dem das Museum nun zuhause ist.

Wir haben uns zuerst bei den Impressionisten umgetan und zwei Bilder von Eugene Boudin (1824-1898) angesehen, also von dem Maler, der als einer der ersten seine Staffelei im Freien aufstellte und zum Beispiel Monet stark beeinflusste.
Wir haben eine ganze Weile über das Bild geredet, der großen Raum, den der Himmel einnimmt, fiel als erstes in's Auge, während das aufziehende Gewitter auf der rechten Seite erst später angesprochen wurde. Es kam dabei die Frage auf, ob es gerade die Ruhe vor dem Sturm ist, oder ober die Schiffe in der Mitte im Mittelgrund in voller Fahrt sind. Mein Fazit: Sie liegen schon am Strand aber noch mit aufgezogenen Segeln. Dagegen mutet die Abendstimmung im Hafen von 
friedlich an. Die Schiffe sind angekommen, die Segel abgetakelt, eine große Stille ist eingetreten.

Feld mit dem Bildvergleich
früher und heute
Für die nächsten Bilder, die wir angeschaut haben, stellt das Museum auf seiner Website einen Vergleich zur Verfügung. Jemand ist genau an den Ort gefahren, an dem der Maler mit seiner Staffelei gesessen haben muss und hat in der Blickrichtung des Malers die heutige Umgebung fotografiert. Um die Vergleichsbilder zu sehen muss man auf dieser Seite nach unten scrollen. Unter dem Text zum Katalog gibt es auf der linken Seite ein Feld mit dem Titel "Bilder im Vergleich. Damals und heute". Geht man mit der Maus dort hinein und klickt, öffnet sich ein neues Fenster mit dem Bildvergleich. Mit dem weißen Feld mit Pfeilen in der Mitte kann man das Bild nach links oder rechts ziehen und sieht dann entweder das ganze Foto oder das Gemälde.

Folgende Bilder lassen sich dort mit der heutigen Landschaft vergleichen:
  • Foto in der Nähe des normannischen Küstenortes Berneval-le-Grand 
  • Pierre-Auguste Renoir, Straße nach Berneval um 1880
sowie:
  • Die Steilküste im bretonischen Les Petitel-Dalles 
  • Monet, les petites dalles 

Zu dem Bild von Monet gibt es hier weitere Vergleichsbilder, da der Künstler häufig in dieser Gegend war und gemalt hat. Für uns tauchte die Frage auf, ob die Steilküste in Wirklichkeit so farbig ist wie auf dem Gemälde und auch auf dem Foto. Deswegen habe ich nach weiteren Bildern von der Gegend gesucht. Mein Suchergebnis von Google zeigt, dass die Farbigkeit bei entsprechendem Sonnenlicht offenbar sehr deutlich zu erkennen ist.

  • Die Seine in Argenteuil nahe Paris
  • Gustave Caillebotte, Die Brücke von Argenteuil und die Seine um 1883 

Zu der Brücke haben wir die Wikipedia-Seite herangezogen und festgestellt, dass der Fotograf eine andere - aber ähnliche - Brücke als der Maler gesehen haben muss. Die gusseiserne Bogenbrücke von 1874 wurde nämlich im Jahr 1947 durch eine neue – die heutige – Stahlbogenbrücke ersetzt, die sich im Stil an die alte Brücke anlehnt. Auf dieser Seite kann man auch sehen, dass die Gegend mit ihren Brücken im 19. Jahrhundert ein beliebtes Motiv bei den Freiluft-Malern war. Allerdings hat keiner einen so ungewöhnlichen Bildausschnitt gewählt wie Caillebotte.

Von der zweiten Ausstellung in der es um "Liebermann versus Nolde. Streit um die Moderne in Deutschland" geht, haben wir uns als erstes das Bild

angesehen und es mit dem späteren Bild desselben Malers verglichen: 
Natürlich haben wir uns über den Einfluss unterhalten, die der französische Impressionismus auf diese beiden Bilder gehabt haben könnte. Schon im den frühen Bild fällt auf, dass es sich um eine Szene in einem Innenhof handelt und dass die Natur mindestens die Hälfte des Bildes einnimmt. Den ganzen Bildraum nimmt dann die Blumen-Terrasse mit ihren starken rot-grün Gegensatz ein. Bei 
fiel uns der Bildausschnitt - ein ähnliches heranzoomen an ein Motiv wie bei Caillebottes Brückenbild? - in Verbindung mit dem blau-rot Gegensatz auf, wobei die Schwertlilien fast expressionistisch wirken. 
Und wie weit kann man mit diesen beiden Bildern das Gemälde von
verbinden? Die Meinungen waren da sehr geteilt, während ich persönlich - geleitet von dem Titel - eine Wiese mit sprießenden Blumen in das Bild interpretieren konnte, fanden die anderen Teilnehmer, dass dieses Bild in seiner Abstraktheit keinen Vergleich zulässt. Vielleicht sollten wir uns einmal näher mit dem Künstler Hans Hofmann befassen? Auf Wikipedia steht, wie wichtig er für die Kunstszene der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war. Hier bei uns ist er heute anscheinend mehr oder weniger unbekannt.