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Alfons Mucha, La Natur - By Chatsam - Own work, CC BY-SA 3.0, |
Angefangen haben wir, wie im Verlauf der Ausstellung, die chronologisch aufgebaut ist, mit Werken des Realismus, der als vorherrschende Strömung in Kunst und Literatur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gilt und auf die tiefgreifenden politischen und sozialen Veränderungen der Zeit reagiert hat. Die erwähnte "Société Libre des Beaux-Arts" verschrieb sich so der Idee der „Freiheit, Aufrichtigkeit und des Realismus“. Die Künstler dieser Vereinigung legten den Schwerpunkt auf die zeitgenössische Umgebung und die Natur, also in ihren Augen die "wahre" Welt und wandten sich damit von der vorherrschen Historienmalerei ab.
Wir schauten als erstes an:
- Charles Hermans, A l'aube (Im Morgengrauen), 1875. Brüssel
Die Beschreibung des Bildes zeigte uns schnell, dass zwei Personengruppen sich in diesem Bild diametral gegenüberstehen: der - zuerst als Bräutigam titulierte, aber natürlich nur in der zeitgenössischen Mode gekleidete - betrunkene Herr mit Zylinder, an dem zwei aufwendig gekleidete junge Frauen hängen, die ihn in verschiedene Richtungen zerren, auf der einen Seite und die Gruppe der schlecht gekleideten Arbeiter und Handwerker, die müde und demütig wirken, auf der anderen. Im Schatten der Tür und zugleich im Hintergrund scheint ein weiteres Paar die armen Leute wenigstens wahrzunehmen, während die Gruppe der "Reichen und Schönen" im Vordergrund ganz und gar mit sich selbst beschäftigt ist. Den Abgrund, der beide Gruppen trennt, kann man wohl kaum deutlicher darstellen, wurde uns klar. Und natürlich war auch die gesellschaftliche Spaltung unserer Zeit ein Thema bei diesem Bild.