Dienstag, 18. Mai 2021

Kunst und Katze

Rectangular bronze container for mummified cat; figure of cat on top; incised prayer to Bastet from Horemakhbit; also fragments of cat bone and oxidised bronze from within.

© The Trustees of the British Museum
App DailyArt
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Vor einiger Zeit hat Ute mich auf die App "DailyArt" hingewiesen. Hat man sie auf Tablet oder Smartphone, bekommt man jeden Tag ein neues Bild mit Bildbeschreibung. Mir gefällt das sehr gut, weil ich da auch ganz ungewöhnliche Kunstwerke aus aller Welt kennenlerne. 

Dort sah ich dann vor einiger Zeit ein Gemälde mit der Darstellung einer Katze. Die Folge ist diese Stunde Kunstsurfen!

Ich habe mich dafür am Stichwort Hauskatze auf Wikipedia orientiert. Allgemein bekannt ist ja, dass die alten Ägypter ein besonderes Verhältnis zu Katzen hatten und sogar Bastet, die Tochter des Sonnengottes Ra, als Katze dargestellt wurde. Wir haben uns angsehen, wie kostbar im alten Ägypten Katzenmumien aufbewahrt werden konnten, siehe das Bild oben:

- Rechteckiger Kasten aus Bronze für eine mumifizierte Katze mit einer Katzenfigur, darauf Inschrift eines Gebetes zu Bastet von Horemakhbit, sowie innen Knochenstückchen einer Katze, späte Periode 

Uns fiel die Form der Katze mit ihrem sehr schmalen hohen Körper, den riesigen Augen und den großen Ohren besonders auf. Hat sie Ähnlichkeit mit den europäischen Wildkatzen? Im übrigen finden sich auf ägyptischen Denkmälern und in Grabkammern noch viele Abbildungen und Statuen von Katzen. Man darf gern einmal auf die Suche gehen! Übrigens haben Archäologen im ehemaligen Hafen von Berenike (Baranis) in Ägypten, rund 600 Einzelgräber gefunden, in denen Hunde, Katzen und sogar Affen beerdigt wurden – sozusagen der älteste Haustier-Friedhof der Welt. Die Tiere wurden mit Schmuckstücken und kostbaren Halsbändern beerdigt, eine Katze lag sogar auf einem Vogelflügel drapiert. 

Von Ägypten ging es zur römischen Kunst. Wir schauten auf ein Stück von einem  Mosaikfußboden

- Mittelstück eines Bodenmosaiks mit einer Katze und zwei Enten, Römisch, 1. Viertel des 1. Jh. vor Christi

Beim genaueren Hinsehen entdeckten wir, dass die Katze unterschiedlich farbige Augen hat. Und sie hat gerade einen Vogel gefangen!

Dann gab es ein Suchspiel, denn im Book of Kells finden sich auf vielen Seiten Katzenminiaturen und die Frage war, wo sich das Tier auf der Seite, die wir angesehen haben, versteckte:

 - Folio 183v: Mark, aus dem Book of Kells, Irland, 8. Jahrhundert 

Und liebe Leser:innen, habt ihr die Katze gefunden? Ja, es ist dieses Tier, das links neben der siebten Zeile liegt und sich nach links umschaut. Typisch für den Stil dieser Zeit sind Spiral- und Flechtwerkmuster sowie ornamentale Mensch- und Tiermotive. Das Flechtwerk und die verknoteten Muster gelten als keltisch, waren aber auch bei den Wikingern sehr beliebt. Wer die Katzen noch auf anderen Seiten suchen will, hier ist der Link zum vollständigen Digitalisat.

Bei Wikipedia heißt es, dass die Katze in der Renaissance für die europäische Kunst wiederentdeckt wurde:

- Leonardo da Vinci (1452-1519), Skizzenblatt mit Katzen

 Auf diesem Blatt kann man sehen, wie genau Leonardo seine Umwelt beobachtete. Die Katzen sind in vielen verschiedenen Stellungen zu sehen (mir gefällt die Katze mit dem gesträubten Fell in der Mitte links am besten).

Von Albrecht Dürer kennt man kein solches Skizzenblatt, aber auch er muss nach der Natur gezeichnet haben, jedenfalls lässt die Katze auf seinem berühmten Grafik darauf schließen:

- Albrecht Dürer, Der Sündenfall, Kupferstich, 1504

Natürlich sieht man zuerst Adam und Eva und die Schlange mit dem verhängnisvollen Apfel, der dazu führen wird, dass die beiden Stammeltern aus dem Paradies vertrieben werden. Es ist der Moment, in dem Eva dem Adam die Frucht überreicht. Aber noch hat Adam die Frucht nicht angenommen und das erkannten wir an der Katze, die friedlich und ein wenig schläfrig zu seinen Füßen liegt und sich nicht für die Maus interessiert, deren Schwanz möglicherweise gerade von Adams Fuß festgeklemmt war. Wahrlich paradiesische Verhältnisse.

Ein anderes - und viel weltlicheres Thema - hat Jan Brueghel der Ältere mit dem Katzenkonzert aufgegriffen, das nur in einer Grafik überliefert ist: 

- Balthasar Anton Dunker (1746–1807) Katzenkonzert, nach einem Gemälde in der Sammlung des Duc de Choiseul

Katzenkonzerte sind als mißtönend bekannt und das sieht man auch dem Bild an fanden wir, die Tiere wirken ein wenig schauerlich, wie sie da von den Mäusen auf ihrem Notenblatt die Melodie ablesen. Das Sujet muss beliebt gewesen sein und wahrscheinlich ließen sich damit einige Gesellschaften gut verspotten, deren "Gesang" unbeliebt war:

- Lombardische Schule um 1700, Eine Eule lehrt Katzen die Kunst des Mäusefangs 

Der Maler scheint sich an das von Brueghel überlieferte Vorbild zu halten und hat noch einen Teufel, der "hintenrum" ein Blasinstrument spielt, hinzugefügt und auch einige Katzen spielen Instrumente. Und in diesem Zusammenhang erinnert man sich vielleicht auch daran, dass die schwarze Katze als Begleiterin der Hexen gilt und diesem Tier etwas "Unheimliches, Dämonisches" innewohnt und man es daher "stets mit einer gewissen Scheu behandelt". So jedenfalls ist es im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens zu lesen.

Aber zurück zu einzelnen Katzen. Wir fanden eine im Werk des venezianischen Malers 

- Jacopo Tintoretto (1518-1594), Abendmahl in Emmaus

Dieses Bild zeigt den Augenblick nach der Auferstehung Christi, als er zwei seiner Jünger traf, die ihn erst erkannten, als er beim Abendessen das Brot segnete und austeilte. (Lukas Kap. 24, Vers 28-35). Tatsächlich ist Jesus der stille Mittelpunkt des Bildes, um den sich die Anwesenden im wahrsten Sinne des Worte drehen, denn sie sind in den verschiedensten "Verrenkungen" dargestellt. Und dann sitzt da am Boden, genau so gelassen wie Christus, diese Katze, die nur ihren Kopf zur Seite gedreht hat. Hat der Maler sie später hinzugefügt (uns fiel natürlich auf, dass die Farblinie der Bodenfliese über ihren Kopf läuft)? Ist sie ein Gegenpol zu dem Auferstandenen?

Vom italienischen Manierismus machten wir einen riesigen Sprung nach Japan und schauten einer weniger gelassenen Katze zu

- Isoda Koryusai, 1735-1790, Katze langt nach Goldfischen, frühe 1770er Jahre

Wir mussten ein wenig genauer hinschauen, um zu erkennen, wie der Goldfischbehälter auf seinem rechteckigen Feld steht und die Katze sich von hinten angeschlichen hat um mit einer Tatze in dem Behälter zu fischen. Die unterschiedliche Perspektive die in den japanischen Holzschnitten gern genutzt wird, führte zu leichter Verwirrung.

Dagegen erinnern die zusammengekuschelten Tiere auf dem Bild von

Takahashi Yuichi (1828-1894), Katzen

stark an Werke des europäischen Impressionismus. Lässt sich die Malweise des Japaners mit der auf dem Bild von

Édouard Manet, Frau mit der Katze auf dem Schoß (um 1880)

vergleichen? Manet hat seine eigene Frau Berthe Morrisot mit ihrer Katze gemalt. Wir haben daraufhin eine Fotografie seiner Frau mit dem Bild verglichen und festgestellt, wie persönlich und ungekünstelt der Maler seine Frau im Bild wiedergegeben hat. 

Eine ganz andere Katze tritt auf, wenn es um die im 19. Jh. neu aufgekommene Kunst der Werbung geht, die zuerst durch Plakate und später durch Markenzeichen für Aufmerksamkeit sorgte. Der Maler Toulouse-Lautrec ist besonders durch Plakate bekannt geworden, die er für Pariser Theater und Revuen entwarf. Berühmt ist sein Plakat

- Henri de Toulouse-Lautrec, Tourneé de Chat Noir de Rodolphe Salis, nach 1881    

Das Pariser Lokal Chat Noir wurde 1881 als erstes Kabarett von Rodolphe Salis eröffnet. Bald traf sich dort ganz Paris zu Lesungen und Chansonabenden. Die wilde schwarze Raubkatze mit ihrem Heiligenschein - darin ist zu lesen "mont jeye montmatre" (könnte es heißen: mont joyeux - mont  matre?) -, die aufrecht den Betrachter anstarrt, wurde zum Markenzeichen, das auch andere Künstler nutzten, wie es das folgende Bild zeigt:

- Théophile-Alexandre Steinlen, Chat Noir, 1898

Dieses Plakat weist auf den Verkauf der Sammlung des Kabarettgründers Salis hin und Steinlen hat sozusagen die Katze von Toulouse-Lautrec nur in eine etwas andere Umgebung versetzt, sie selbst aber unverändert übernommen. 

Und dann besuchten wir noch ein Werk des sogenannten Katzen-Raffael

- Gottfried Mind (1768 -1814), Schlafende Hauskatze mit drei Kätzchen

Mind war ein Schweizer Inselbegabter, der sich auf Kinder- und Tiermotive spezialisierte und besonders durch seine Katzenzeichnungen bekannt wurde.

Noch einmal zurück zu den Markenzeichen ging es mit der sich sauber leckenden Katze von

- Fedor Fintzer, Markenzeichen für Hoffmanns Stärkefabriken, 1876

womit man auch sieht, dass Katzen symbolisch für sehr unterschiedliche Inhalte stehen können.

Und dann schlossen wir mit Katzenbildern aus dem 20. Jahrhundert:

- Franz Marc, drei verschiedene Bilder mit Katzen auf einer Website

gefiel ausnehmend gut - besonders das Bild "Mädchen mit Katze II, 1912" wurde sehr bewundert, weil es so eine schützende und warme Ausstrahlung hat. 

Dagegen war

- Max Beckmann, Katze, 1915

nicht so leicht zu entschlüsseln. Die Interpretation, dass man den Rücken des Malers sieht, der seinen Kopf der Katze zuwendet, die über seiner rechten Schulter liegt, wurde jedenfalls nicht rückhaltlos akzeptiert. Dagegen fand 

- Richard Müller, Katze mit Wollknäuel, 1922

großen Anklang! 

Das waren diesmal viele Bilder. Aber vielleicht hat manche*r Katzenliebhaber*in noch nicht genug? Alle, die noch mehr wollen, können sich an den coolsten Katzen auf Google arts and culture satt sehen!