Freitag, 2. Mai 2014

"Beweis" - Werke von Ai Weiwei in Berlin

Sonnenblumensamen (Foto Leisner)
Im Berliner Martin Gropius-Bau ist vom 3. April bis 7. Juli 2014 die Ausstellung „Evidence“ mit Werken des Künstlers Ai Weiwei zu sehen.

Grund genug sich eine Stunde lang mit diesem chinesischen Künstler zu beschäftigen, der schon oft in Deutschland ausgestellt hat. Seine offizille Website ist: http://aiweiwei.com/ aber natürlich gibt es auch wieder auf Wikipedia eine ausführlichen Artikel, um sich über ihn zu informieren, oder man schaut sich diesen englischen Ausstellungsbericht an.

Wir haben nicht nur Bilder von der neuen Ausstellung angesehen, sondern auch frühere Werke: und zwar als erstes Bilder von der Installation Template. 

Sie war zum ersten Mal auf der Documenta 2007 zu sehen: Man kann die Installation noch im Atelier sehen; dann im Freien in Kassel aufgestellt ist; zwei Bilder zeigen sie, als der Wind sie auf der Documenta umgeweht hat. Ai Weiwei hat dann das so veränderte Werk 2009 in London ausgestellt. Dass dieses Werk aus Türen und Fenstern alter chinesischer Häuser besteht, sieht man natürlich nur, wenn man solche schön geschnitzten Türen aus seiner Heimat kennt.
Zum Weiterlesen - auch dazu,warum ich mein Bild von Sonnenblumensamen hier eingestellt habe - unten klicken

Wenn man chinesisch lesen kann, versteht man ein wenig, was Ai Weiwei mit dem Werk “So sorry” von 2010 ausdrücken will. Das Werk besteht aus den 9000 Rucksäcken. Es erinnert an die Schulkinder, die 2008 in China bei dem großen Erdbeben in Sichuan umkamen, weil ihre Schulhäuser schlecht gebaut waren. Die Buchstaben geben ein Zitat der Mutter eines der Kinder wieder: "Sieben Jahre lebte sie glücklich in dieser Welt". Als Ai Weiwei das Erdbebengebiet 2009 untersuchte, wurde er von chinesischen Polizisten so hart geschlagen, dass er später, als er an seiner Münchener Ausstellung arbeitete, unter schwerem Kopfweh litt. Im Klinikum Großhadern wurde dann festgestellt, dass er unter einer gefährlichen Hirnblutung litt. Er wurde sofort operiert.  

Ai Weiwei bekam große Probleme in China. Auf seiner Google+ Seite (man muss bis zum Datum zurückscrollen) sind Fotos veröffentlicht, die die Zerstörung seines Ateliers im Januar 2011 zeigen. Auf der Ausstellung in Berlin ist ein Werk mit dem Titel "Souvenir from Shangai" ausgestellt, das eine Mauer zeigt, die aus Steinen von dem zerstörten Atelier besteht. Dieses Werk war schon vorher ausgestellt worden, jetzt ist eine sehr schöne alte chinesische Türumrahmung eingebaut, ein Sinnbild für den Durchgang, den die Mauer versperrt. 

Länger geredet haben wir über "SunflowerSeeds" von 2010, die in der Tate Modern ausgestellt sind und kürzlich von diesem Museum angekauft wurden. Anfangs durfte man übrigens noch darüber gehen, das ist inzwischen aber nicht mehr möglich, weil dadurch die Farbe von den Samen gerieben wir. Das Werk besteht aus 100 Millionen Sonnenblumensamen, die in Handarbeit aus Porzellan hergestellt worden sind. Es kann zu einer Reflexion über die Stellung des Einzelnen in der Gesellschaft anregen, wenn man bedenk, dass die Zahl der Samen der Größe der Bevölkerung Chinas entsprechen soll. Ein Bild zeigt Ai Weiwei mit beiden Händen voller Samen und erweckte im mir die Assoziation eines "Schöpfergottes", doch damit stieß ich auf lebhaften Widerspruch. 

Als letztes sprachen wir über das neuste Projekt des Künstlers, das auch in Berlin gezeigt wird: „With Flowers“. Jeden Tag wird das Fahrrad vor seinem Atelier mit einem Blumenstrauß geschmückt und zwar so lange, bis Ai Weiwei wieder die Möglichkeit hat China zu verlassen und dorthin zurückzukehren, wann er es wünscht.